Fast jeder Politiker, fast jede Politikerin versucht sich mit den drei Krawallblättern Krone, Heute und Österreich gut zu stellen. Wirklich konsequent und strategisch legte dies Werner Faymann an.

Kriminalisten erstellen eine "Chronologie", um Zusammenhänge deutlich zu machen. Das empfiehlt sich auch hier. Anfang 2007 wurde Faymann Verkehrsminister. In einem Gespräch mit dem damaligen Krone -Herausgeber Hans Dichand wurde beschlossen, auf Kosten der ÖBB eine Serie "Unsere Bahn" (vom September 2007 bis Juli 2008) zu bringen, deren Nutznießer aber laut Rechnungshofbericht der groß herausgestellte Minister Faymann war.

Das kostete 500.000, damit war es aber bei weitem nicht genug. Wie der Rechnungshof auflistet (Seite 73), schalteten die ÖBB 2007-2010 für 3,48 Millionen beim "Printmedium A". Dahinter ist anhand der dazugesetzten Reichweite unschwer die Krone zu erkennen.

Aber wer "Printmedium A" sagt, muss auch "Printmedium B" sagen. Da dürfte es sich um Österreich (Familie Fellner) handeln. Die bekamen in den vier Jahren 3,04 Mio. von den ÖBB. Und es gibt auch noch ein " Printmedium C", das sich über mehr als drei Millionen (genau: 3,04) freuen durfte. Die Reichweite passt auf die Gratiszeitung Heute (ebenfalls Familie Dichand). Fast zehn Millionen in vier Jahren für die drei Krawallzeitungen (zum Vergleich: TV wurde mit 1,35 Mio. bedacht).

Das war es wert, sagen frühere und heutige ÖBB-Manager (und, etwas fragwürdige, Gutachten). Ist nur die Frage, für wen. Wenn nicht für die ÖBB, dann jedenfalls für Faymann. Die Krone war nett zu ihm. Beispiel: Im September 2007 schrieb der Hausdichter Wolf Martin: "Wem, wenn nicht Faymann, sollt's gelingen, den Tod auf Straßen zu bezwingen?".

Im Frühsommer 2008 wurde Faymann Kanzler. Die Krone konnte sich nicht einkriegen vor Begeisterung. Im Stile eines Huldigungsgedichts für ein leicht debiles Mitglied des Herrscherhauses jubelte Wolf Martin: "Seit alters ist's der Weisen Sitte, / Stets einzutreten für die Mitte. / Wie glücklich ist doch unser Staat! In Werner Faymann wird sie Tat! Mit klarem Wort und offnem Blick / macht er die beste Politik!"

Jeannée hatte schon vorher geschrieben: "Lieber Werner Faymann, kein leichtes Unterfangen, bei Gott, für Sie, den Hoffnungsträger deus ex machina ..."

Österreich-Herausgeber Wolfgang Fellner hingegen sprach von einem "Austro-Obama". Damals war das als Kompliment gemeint: "So gehört regiert! Faymann hat gestern sein erstes Meisterstück als Kanzlerkandidat geliefert" (Fellner am 8. 8. 2008). Und schon vorher: " Werner Faymann ... entwickelt sich in Rekordzeit zum 'Lieblingskanzler' der Österreicher" (6. 8.).

Fast zehn Millionen Euro nur von den ÖBB für die Verlegerfamilien Dichand und Fellner. Dazu aber noch Millionen von Asfinag, Ministerium direkt, dann Kanzleramt. Wie erwähnt, zieht der Rechnungshof den bemerkenswerten Schluss, manche ÖBB-Schaltungen im "Faymann-Trio" hätten nur dem Image von Faymann gedient. Inwiefern Faymann sich dadurch auch eine günstige Behandlung sicherte (die grosso modo bis heute anhält) – diesen Schluss muss jeder selbst ziehen. Auf der einen Seite stehen die Millioneninserate, auf der anderen die Jubelchöre. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 25.8.2012)