Liechtensteinklamm bei St. Johann im Pongau, Naturdenkmal. Der Sturzbach tost. Auftritt Werner, Typus nobliger Herr aus der Stadt, der einen roten Spenzer vom feinsten Trachtenschneider trägt. Zugleich Eva, im Dirndl, mit grüner Schürze. Sie stimmen das "Lied der Liechtensteinklamm" an:

Der Simerl Berger von Rainbach, / Der fand in der Klamm eine Quell'n / Die steht den Gasteinern in nix nach / Nur, dass ihr die Hitze thuat fehl'n. / Für d'Pletzen und fliagade Gicht / So steht's in der Salzburger G'schicht!

Evas glockenhelle Stimme passte gut zu Werners Tenor, der freilich ein wenig wie eine hölzerne Stalltür knarrte. Werner war gar aus Wean gekommen, um Eva auf ihrer Bundesländer-Tournee die Aufwartung zu machen. "Braucht's enk fei gor nix denga dabei!", rief Eva den Journalisten zu. "Das ist kein Anbahnungsversuch für eine rot-grüne Heirat!", ergänzte Werner. Und Eva meinte, sie hätte sich auch gern mit dem schwarzen Michael getroffen, der eh so liab sei. "Aber der schaut mi ja gar net an, dem hat's wahrscheinlich der böse Oheim Erwin verboten."

Die enttäuschten Pressevertreter klopfen noch die Liechtensteinklamm-Sage auf sensationsmäßige Verwertbarkeit ab (Der Schmied hatte dem Teufel seine verkrüppelte Tochter versprochen, wenn dieser ihm die Gasteiner Quellen brächte - "da moch ma 'Diabolischer Mädchenhandel in Österreich'") und trollen sich. Die Klamm tost. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 25.8.2012)