Der einzige Weg, der ihm blieb, war ein Ausweg. Weg und aus, so lautete die Devise von Lance Armstrong. Der 40-jährige Texaner drückte sich vor dem Dopingverfahren, das die US-Anti-Doping-Behörde (Usada) gegen ihn anstrengen wollte - obwohl die Usada eine lebenslange Sperre und die Streichung der sieben Siege Armstrongs (1999-2005) bei der Tour de France durchsetzen will. Alternative wäre eine Verhandlung samt wahrscheinlicher Verurteilung gewesen.

"Ich weiß, wer siebenmal die Tour gewonnen hat, die Teamkollegen und Gegner wissen es auch", sagt Armstrong. "Wir sind auf denselben Straßen gefahren, über dieselben Berge, im selben Wetter." Kann man so sehen. Und für viele ragt der Texaner immer noch aus der breiten Masse der Radsportler heraus. Dem Primus kann man jetzt halt ein "inter pares" hinzufügen. Denn da ist keiner, der neben ihm auf dem Podest stand und nun den ersten Stein werfen dürfte. Gegen Dopingsünder wie Alex Zülle, Jan Ullrich oder Ivan Basso hatte sich Armstrong, davon ist auszugehen, jedenfalls keinen Vorteil verschafft.

Als Sportler jedenfalls hat er ausgedient, das mag ihn treffen. Natürlich ist er Egomane, wohl auch Narziss. Vor zwei Monaten siegte Armstrong im Hawaii-Halb-Ironman. Er will weiterhin, halt nicht mehr öffentlich, "der fitteste 40-Jährige dieses Planeten sein".

Zwei Autobiografien gibt es bereits, vielleicht kommt eine dritte hinzu. Pläne zur Verfilmung seines Lebens (Hauptrolle: Matt Damon) liegen auf Eis. Stoff wäre vorhanden. Armstrong, Weltmeister 1993, erkrankte 1996 an Hodenkrebs, die Überlebenschance lag unter 50 Prozent. 1997 trat er wieder in die Pedale, 1999 gewann er die erste Tour, dann gewann er sie in einer Tour. "Le Boss", so hießen sie ihn.

Kommt es doch noch zur Verfilmung, so könnten sich Sheryl Crow, Eva Longoria und Kate Hudson, jeweils eine Zeitlang an Armstrongs Seite, gleich selbst spielen. Armstrongs drei Töchter und zwei Söhne stammen aber aus zwei anderen Beziehungen. Ihrer Erziehung will er sich nun widmen sowie der Arbeit für seine Stiftung Livestrong, die in den knapp 15 Jahren ihres Bestehens fast 500 Millionen Dollar für die Behandlung Krebskranker aufgestellt hat. Allein ein Livestrong-Armband, das Armstrong entworfen hat, fand 70 Millionen Abnehmer. "Es gibt immer etwas zu tun", sagt Lance Armstrong. Ein Ausweg ist schließlich keine Sackgasse. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 25./26.8.2012)