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PAOK-Fans auf dem Rasen.

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Ein Feuerwerkskörper landet vor Spielbeginn im Sektor der Rapid-Fans.

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Auch aus dem Rapid-Sektor wurde abgefeuert.

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Thessaloniki - Sieben Festnahmen, aber keine Schwerverletzten: So lautet die Bilanz aus Rapid-Sicht nach den schweren Ausschreitungen am Donnerstag im Play-off-Hinspiel der Fußball-Europa-League bei PAOK Saloniki. Weiteres Ungemach droht den Hütteldorfern schon in den kommenden Tagen aus Nyon. Die UEFA ist bekannt dafür, bei Randalen wie im Toumba-Stadion von Thessaloniki hart durchzugreifen. Deshalb darf sich der Rekordmeister zumindest auf eine saftige Geldstrafe gefasst machen, selbst ein Geisterspiel im Retourmatch am kommenden Donnerstag im Hanappi-Stadion ist nicht ausgeschlossen.

Schließlich hatten Teile des Rapid-Anhangs an den Gewalttätigkeiten innerhab des Stadions keinen unwesentlichen Anteil. Einige Schlachtenbummler feuerten rund 20 Minuten vor Spielbeginn Leuchtraketen auf den nächstgelegenen PAOK-Sektor, woraufhin Fans der Gastgeber zum Gegenangriff übergingen, auf den Platz stürmten und ihrerseits pyrotechnische Gegenstände auf die Rapid-Fans schossen. Clubservice-Leiter Andreas Marek musste den beklemmenden Vorgängen hilflos zuschauen. "Es gibt nichts Feigeres, als mit Leuchtstiften zu schießen", so Marek.

Marek in brenzliger Situation

Marek stand auch noch nach der Landung in Wien-Schwechat Freitagfrüh der Schock über das Erlebte ins Gesicht geschrieben, war er doch selbst in eine äußerst brenzlige Situation geraten. Der 50-Jährige begleitete die Fan-Busse von der Innenstadt zum Stadion und stieg als Erster aus dem vordersten Bus. "Auf einmal hat jemand 'Stop' geschrien. Ich bin stehen geblieben, und zehn Meter vor mir ist ein Molotowcocktail explodiert, der ein Loch, das einen halben Meter tief war, in den Asphalt gerissen hat", erzählte Marek.

Um die PAOK-Fans vor den Toren des Rapid-Sektors halbwegs zu bändigen und Zusammenstöße beider Gruppen wie bereits am Nachmittag in der Innenstadt zu vermeiden, setzte die in zu geringer Zahl aufmarschierte Polizei sogar Tränengas ein. Dessen Auswirkungen waren eine Stunde vor Anpfiff im Inneren das Stadion deutlich zu spüren, Steffen Hofmann hatte damit auch noch während der Partie Probleme. "Phasenweise hat es im Gesicht gebrannt", sagte der Rapid-Kapitän.

Tränengas

Als die PAOK-Anhänger auf den Rasen liefen, waren Hofmann und seine Kollegen gerade dabei, ihr Aufwärmprogramm zu beenden. Der Deutsche wurde dabei zur Zielscheibe eines Platzstürmers, doch Ersatzgoalie Jan Novota ging dazwischen und wurde dafür angespuckt. Auch Harald Pichler machte Bekanntschaft mit dem Speichel eines Griechen, Stefan Kulovits musste einen Rempler einstecken. Während des Spiels flogen zahlreiche Gegenstände wie Glasfaschen aufs Feld, ein großer Stein landete nicht allzu weit von Goalie Lukas Königshofer entfernt.

Trainer Peter Schöttel zeigte sich angesichts der Randale fassungslos. "Das war richtig schlimm. So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte Schöttel, hielt sich aber ansonsten mit Stellungnahmen zu diesem Thema zurück.

Edlinger "Gott sei Dank hinter einer Glaswand"

So wie Schöttel sammelte auch Rapid-Präsident Rudolf Edlinger neue Erfahrungen. Der Clubchef und weitere Führungskräfte der Grün-Weißen wurden auf der Ehrentribüne von in der Nähe sitzenden PAOK-Fans ins Visier genommen. "Gott sei Dank sind wir hinter einer Glaswand gesessen, sonst wären wir schwer attackiert worden", erzählte der ehemalige Finanzminister.

Edlinger verurteilte das Fehlverhalten einiger Rapid-Fans, sah aber auch PAOK Saloniki in der Pflicht. "Der Ordnerdienst ist vom Gastgeber bereitzustellen", betonte der 72-Jährige. Dass allerdings nicht nur auf die Griechen, sondern auch auf seinen Verein eine UEFA-Strafe wartet, war Edlinger bewusst.

Drohende Konsequenzen

Wie diese ausfällt beziehungsweise wann sie festgelegt wird, darüber herrschte noch Unklarheit. Bei Rapid ging man davon aus, dass man vom europäischen Verband im Laufe des (heutigen) Freitags zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert würde. Ein Verfahren, an dessen Ende ein Match hinter verschlossenen Toren steht, scheint nicht ausgeschlossen. Schöttel reagierte auf die Aussicht einer Partie ohne Zuschauer mit Ironie. "Vor einem Jahr haben wir ein Geisterspiel gegen die Admira 2:0 gewonnen", sagte der 45-Jährige.

Im Falle eines Spiels unter Ausschluss der Fans würde Rapid um ein ausverkauftes Hanappi-Stadion umfallen, denn schon bis Donnerstag waren 15.000 Karten abgesetzt. Über 800 davon gingen an PAOK-Anhänger, deren Anwesenheit in Wien neuerliche Zusammenstöße auslösen könnte. "Es handelt sich auf jeden Fall um ein Hochrisikospiel", erklärte Marek, der lange nach Spielschluss eine weitere Schrecksekunde erlebte: Auf der Fahrt mit einem Fanbus zum Flughafen durchschlug ein Stein eine Fensterscheibe des Fahrzeugs.

Fan-Freundschaft als Hintergrund

Hintergrund der schweren Krawalle ist die Fan-Freundschaft zwischen Rapid und Panathinaikos, einem der erbittertsten Rivalen von PAOK. In Liga-Duellen beider Klubs im Toumba-Stadion sind Anhänger des Athener Vereins seit Jahren nicht zugelassen.

Am Donnerstag wurden Panathinaikos-Schlachtenbummler in Thessaloniki gesichtet, allerdings schafften sie es wohl nicht ins Stadion, weil - wie Marek versicherte - von den Griechen genaue Personenkontrollen an den Eingängen zum Rapid-Sektor vorgenommen wurden. Ebenfalls in der Stadt weilte jener korpulente Panathinaikos-Hooligan, der rund um den Derby-Platzsturm im Mai 2011 als "Hass-Grieche" zweifelhafte Berühmtheit erlangte. Er befand sich aber mit einer Sicherheit von "einer Million Prozent" nicht im Toumba-Stadion, so Marek. (APA, 24.8.2012)