Wien - UBS-Analyst Paul Donovan, der eine umstrittene Analyse über die Realeinkommen in der Eurozone verfasst hat, verteidigt die Ergebnisse seiner Arbeit, die in den vergangenen Tagen in Österreich vielfach kritisiert worden sind: "Ich bin sicher, dass diese Zahlen die Veränderungen beim realen verfügbaren Einkommen reflektieren", sagt UBS-Analyst Donovan in der Tageszeitung "Die Presse".

Lebensnahe Ergebnisse

Die UBS habe lediglich Daten aus dem harmonisierten Verbraucherpreisindex der Eurostat neu zusammengestellt und einkommensspezifisch angepasst, um lebensnahe Ergebnisse zu erhalten. Ein ärmerer Haushalt gebe prozentuell deutlich mehr für Nahrung und Energie aus, die offizielle Inflationsrate spiegle aber das Einkaufsverhalten der Wohlhabenden wider. Deswegen habe man die Inflationszahlen je nach Produkt und Einkommensklasse neu berechnet. Seriöse Umfragen (wie die verwendete) seien meist genauer als offizielle Daten. Österreich habe seit 2000 in den meisten Einkommensklassen Boden eingebüßt.

Euro Faktor von vielen

Dass Einkommensbezieher reicherer Länder eher verlören, während ärmere profitieren könnten sei allerdings "ein globales Phänomen". Der Euro sei aber nicht allein dafür verantwortlich, die Gemeinschaftswährung sei "ein Faktor von vielen". Europaweit hätten die Ärmsten in der Eurozone profitiert, aber "ich glaube, dass sich dieser Trend nach 2010 umgekehrt hat", wird der Experte in der "Presse" zitiert.

Die UBS hatte vergangene Woche die inflationsbereinigten Einkommen von elf europäischen Ländern untersucht und war zum Schluss gekommen, dass die österreichischen Realeinkommen seit 2000 quer durch die sozialen Schichten zurückgegangen seien, jene der Ärmsten am stärksten. Während die Deutschen und Iren durch die Bank Einkommen verloren hätten, hätten alle Schichten in Spanien, Portugal und Griechenland profitiert. (APA, 23.8.2012)