Sonja Hammerschmid: "Es fehlt der Blick auf das große Ganze."

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Alpbach - Am Rand des Universitätenforums in Alpbach äußerte sich die Rektorin der Veterinärmedizinischen Uni Wien, Sonja Hammerschmid, im STANDARD-Gespräch kritisch über einzelne Wortmeldungen österreichischer Rektoren zum Universitätssystem. Sie würden sich trotz nachvollziehbarer Forderungen nach Studienplatzfinanzierung, Zugangsregeln und mehr Mitteln fast ausschließlich auf die Situation im eigenen Haus beziehen.

"Es fehlt der Blick auf das große Ganze, auf das, was man am Universitätsstandort Österreich insgesamt erreichen will. Wir haben als Rektoren die gesellschaftliche Verpflichtung, über den Tellerrand hinaus zu schauen", sagte Hammerschmid. Zuletzt forderte Heinz W. Engl, Rektor der Universität Wien, im STANDARD-Interview mehr Geld für das Haus am Ring.

Der Innovationsökonom Andreas Schibany von Joanneum Research meinte, die Universitäten seien derzeit vor allem mit Forderungen nach mehr Mitteln in den Medien vertreten. Es fehle eine gemeinsame Darstellung der positiven Wirkung von Forschung und Lehre auf die Gesellschaft. In der Öffentlichkeit müsste deutlicher gemacht werden, welche Vorteile die Universitäten bringen - ob nun durch medizinische Errungenschaften oder Technologieentwicklungen für den Alltag.

Bei der Eröffnung der Technologiegespräche zeigte sich Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle zufrieden mit den tags zuvor geäußerten Forderungen des Wissenschafts- und des Forschungsrats. Die beiden Gremien plädierten, wie berichtet, für eine autonome Regelung des Universitätszugangs durch die Hochschulen, für die Einführung der Studienplatzfinanzierung und die Wiedereinführung der Studiengebühren "in vertretbarer Höhe". Töchterle dazu: "Da rennt man bei mir offene Türen ein."

Drittmittel

Der Wissenschaftsminister präsentierte ein neues Fördermodell, um Unis, die fleißig Drittmittel einwerben, zu belohnen. Aus dem mit 450 Millionen Euro gefüllten, umkämpften Hochschulstrukturfonds werden neun Millionen Euro für die Zeit zwischen 2013 und 2015 flüssiggemacht. Für jeden Euro, der eingeworben wird, soll anteilig etwas dazugelegt werden, sagte Töchterle. Wer mehr einwirbt, bekommt mehr. Unis, die nichts einwerben, gehen leer aus. Das neue Anreizsystem soll die längst fällige Dynamik in die private Finanzierung des Hochschulbetriebes bringen. Österreich liegt dabei traditionell unter dem OECD- und EU-Durchschnitt. Das Ideal ist das in den USA übliche Förder- und Mäzenatentum. Töchterle wünscht sich mit Blick auf Red Bull Salzburg, dass hierzulande nicht nur Fußballvereine privat unterstützt werden. (Peter Illetschko, DER STANDARD, 24.8.2012)