Bukarest - Gegen den rumänischen Premier Victor Ponta von den Sozialdemokraten (PSD) ist am Donnerstag bei der Staatsanwaltschaft eine offizielle Klage wegen Plagiats eingereicht worden. Drei Mitglieder der Bürgerplattform "Neue Republik", Mihail Neamtu, Adrian Papahagi und Augustin Ofiteru, beschuldigen ihn, in seiner 2010 erschienenen rechtswissenschaftlichen Studie "Die Verantwortung im internationalen Wohltätigkeitsrecht", 113 Seiten "nach der Copy-Paste-Methode" ohne die vorschriftsmäßige Quellenangabe von vier anderen Autoren abgeschrieben zuhaben.

Die Mitte-Rechts-Formation "Neue Republik" wiederholte ihre Forderung, Ponta solle zurücktreten. "Seine Anwesenheit in einem Posten mit hoher Verantwortung ist weiterhin ein Schlag ins Gesicht der rumänischen Bürger, welche Arbeit lieben und Betrug verabscheuen", heißt es in einer Mitteilung der Bewegung. Der Studie liegt, wie die "Neue Republik" erinnert, Pontas rechtswissenschaftliche Dissertation aus dem Jahr 2003 zugrunde, in der er sich ebenfalls groben Plagiats schuldig mache.

Gegenüberstellungen

Ponta war Mitte Juni zunächst von der internationalen Presse - dem US-amerikanischen Wissenschaftsmagazin "Nature" und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" - des Plagiats überführt worden. Es folgten in den nationalen Medien zahlreiche Gegenüberstellungen von Pontas Dissertation mit den Originalquellen. Ponta wies die Vorwürfe dezidiert zurück. Er habe die Quellen zwar nicht im Textkörper der Arbeit, wohl aber im Literaturverzeichnis angegeben. Einer der Wissenschafter, von dem Ponta abgeschrieben haben soll, schrieb sogar das lobende Vorwort zur Buchausgabe und weigerte sich nach Bekanntwerden des mutmaßlichen Plagiats, Anzeige zu erstatten.

Ponta selbst wertete die Affäre als "mafiöse Hinrichtung", die von seinem Erzrivalen, dem konservativen Staatschef Traian Basescu, orchestriert worden sei. Doktorvater Pontas war der damalige PSD-Chef und Ex-Premier Adrian Nastase, der derzeit wegen Korruption eine Haftstrafe absitzt.

Kein intellektueller Betrug

Anfang Juli befand der Nationalrat für die Anerkennung akademischer Titel (CNATDCU), dass 85 Seiten - etwa ein Drittel - der Doktorarbeit Pontas abgeschrieben sei. Am Vortag der Entscheidung hatte Pontas damaliger Unterrichtsminister Liviu Pop (PSD) kurzerhand versucht, in die Zusammensetzung der Kommission einzugreifen, indem er 25 neue Mitglieder ernannte. Auch die Ethikkommission der Universität Bukarest, bei der Ponta 2003 seinen Titel erlangt hatte, entschied einstimmig, dass diese gegen "die Prinzipien der Ethik und Integrität sowie den geltenden Verhaltenskodex im Forschungsbereich verstößt". Laut dem Gutachten der Universität konnten "auf 115 der 297 Seiten Plagiatselemente identifiziert werden".

Demgegenüber befand der Ethikrat im Unterrichtsministerium (CNE), dass kein intellektueller Betrug vorliege. "Eine authentische wissenschaftliche Arbeit stützt sich auf frühere Arbeiten", argumentierte eines der Mitglieder. Im Mai hatte Ponta die Mitglieder des CNE kurzerhand durch - laut Medienberichten - parteitreue Personen austauschen lassen, bevor sie in einem anderen prominenten Plagiatsfall - diesmal um seinen Unterrichtsminister Ioan Mang (PSD) - entscheiden sollten. Mang trat im Mai, wenige Tage nach Amtsantritt, zurück, nachdem sich in den Medien die Plagiatsvorwürfe gegen ihn häuften. (APA, 23.8.2012)