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Speziell bei Jugendlichen ist die Zunahme des Alkoholkonsums zum Problem geworden.

Foto: APA/Robert Jäger

Am Rande der Gesundheitsgespräche des Europäischen Forum Alpbach 2012 fand die PERI imPULS Podiumsdiskussion „Alkoholabhängigkeit ist keine Willensschwäche. Genetische Ursachen und wirtschaftliche Auswirkungen einer Suchterkrankung" statt. Die hochkarätige Expertenrunde diskutierte - inspiriert von einem eindrucksvollen Impulsreferat von Markus Hengstschläger - über die Entwicklung der Forschung zur Alkoholkrankheit, die wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Implikationen dieser Suchterkrankung und über moderne am Patienten orientierte Therapieoptionen.

Markus Hengstschläger vom Institut für medizinische Genetik Wien erklärte dem interessierten Publikum, welche Rolle die Genetik in der Suchtforschung spielt und welchen Einfluss unsere Gene auf die Entwicklung der Alkoholkrankheit haben. „Wenn zwei Menschen Alkohol in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß trinken, ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer der beiden eine Abhängigkeit entwickelt, der andere hingegen nicht, zu 50 - 70 Prozent von seinen Genen abhängig", so Hengstschläger.

Patientenorientierte Therapie

Michael Musalek vom Anton Proksch Institut Wien stellte die neuesten Daten zur Alkoholkrankheit in Österreich vor und betonte, dass es aufgrund der 340.000 Betroffenen notwendig sei, sich dem Problem zu stellen und individuelle, patientenorientierte Therapiekonzepte zu realisieren. Zentral sind dabei der Erhalt der Individualität der Patienten und die Verbesserung der „Lebensattraktivität" der Betroffenen. Musalek erklärte weiter, dass Abstinenz nicht für alle Betroffenen das vorherrschende Therapieziel ist, sondern ein kompetenter Gebrauch und eine Reduktion des Alkoholkonsums im Frühstadium der Alkoholkrankheit Ziel der Therapie sein können.

Die Auswirkungen der Alkoholkrankheit auf die Arbeitswelt diskutierte Bernhard Rupp, MBA von der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich. Besonders die hohe Anzahl an Betroffenen in der Altersgruppe der 40- 54 Jährigen ist zu einem Problem in der Arbeitswelt geworden. Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, in der Diskussion vertreten durch Martin H. Staudinger, versucht dieses Problem mit dem Programm „fit2work" in den Griff zu bekommen. Ziel ist es, die Arbeitsfähigkeit der Bevölkerung zu erhalten, zu verbessern und im Idealfall noch zu steigern.

Reduktion statt Abstinenz

Die 340.000 alkoholkranken Österreicher, die Zunahme des Problemkonsums speziell bei Jugendlichen und bei Frauen und die Prognosen für die Zukunft zeigen deutlich, dass Handlungsbedarf gegeben ist und den Problemgruppen spezielle Hilfestellungen angeboten werden müssen. Abstinenz ist nicht mehr das zwingende Ziel der Therapie, sondern der verantwortungsvolle Umgang mit Alkohol. Denn es gibt kein Suchtmittel, das größere körperliche Schäden hervorruft als der Alkohol. (red, derStandard.at, 23.8.2012)