Salzburg - Seltsames Konzert: Alban Bergs Kammerkonzert für Klavier und Geige mit 13 Bläsern sowie Mozarts Serenade in B-Dur "Gran Partita" KV 361 standen auf dem Programm. Angekündigt war auch eine Neuheit von Heinz Holliger, der erklärte, mit dem Stück nicht fertig geworden zu sein.
So spielten die Flötisten Walter Auer, Wolfgang Zuser und Dieter Flury halt "fertigen" Holliger: "(é)cri(t)" für Flöte solo und "pour Roland Cavin" für Piccoloflöte, Flöte und Altflöte. Dazu erklang gut eine Woche nach der Uraufführung das Stück des Holliger-Schülers Gustav Friedrichsohn "From Darkness on a Shadowed Path" für Violine und Viola. Und Thomas Zehetmair und Ruth Killius spielten mit Emphase diese bemüht feinsinnige Meditation.
Zurück an den Anfang: Eine gute halbe Stunde lang hielt Holliger eine mitreißende Einführung in die "Welt der musikalischen Wunder" in Alban Bergs Kammerkonzert. Holliger erklärte das "Programm" des Werks (es ist eine Hommage Bergs an Lehrer Schönberg), ließ von den Bläsern, besonders aber auch vom Pianisten Alexander Lonquich und vom Geiger Thomas Zehetmair einzelne Themen und Motive vorstellen.
Linien und Übergänge wurden herausgearbeitet und wiederholt, und tatsächlich machte es staunen, wie vollendet es klingt, wenn Musiker solchen Formates auch nur Einzelheiten spielen. Der Wiedergabe fehlte dann ein wenig die souveräne Ruhe.
Nach mehr als zweieinviertel Stunden traten die Wiener philharmonischen Bläser und ein Kon trabass unter Holliger dann leider zur Mozart-Vernichtung an. Vom ersten Akkord an lieblos laut erklang die "Gran Partita", diffus in der Begleitung, unsensibel in dem, was normalerweise "Kantilene" ge nannt wird. Nicht wenige Bruchlandungen gab es bei den Versuchen, Linien sich zu einem Neuaufschwung wieder vereinigen zu lassen. Eher unwürdig, im Mozarteum bei den Festspielen so etwas hören zu müssen. (Heidemarie Klabacher, DER STANDARD, 23.8.2012)