"Mehrsprachigkeit als Chance begreifen", fordern die Grünen.

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Türkische Wörter im Schreib-Unterricht? Welchen Sinn soll das haben? Nachdem FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz in einer parlamentarischen Anfrage an Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) die Verwendung von türkischen Vokabeln in Frage gestellt hat (derStandard.at berichtete), nimmt nun der Verlag Stellung zum Zweck der Übungen.

Herausgegeben wurde das "Zebra-Buchstabenheft" vom Österreichischen Bundesverlag. Geschäftsführer Jens Kapitzky erklärt im Gespräch mit derStandard.at: "Es handelt sich um Schreibübungen, damit das 'Ü' erlernt wird. Es ist unsinnig zu behaupten, dass durch die Übung türkische Vokabeln trainiert werden sollten."

Vielmehr gibt es in dem Heft zum Erlernen der Umlaute wie "Ü" und "Ö" und der Zwielaute wie "Au" und "Ei" jeweils spezielle Aufgaben. Auf der "Ei"-Seite müssen beispielsweise Wörter eingekreist werden, die auf einer Zeitung abgebildet sind.

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Beim "Ü" werden türkische Wörter herangezogen. "Es geht aber nicht ums Türkisch-Lernen", so Kapitzky. Wobei der Verlagsleiter betont, dass es den Lehrern selbstverständlich freistehe, die Arbeitsunterlagen übergreifend zu nutzen und Bezug auf die Lebenswelt mancher Schüler zu nehmen, "die zum Beispiel einen türkischen Migrationshintergrund haben".

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In dem Weblog unzensuriert.at wird unterdessen weiter Stimmung gegen die Arbeitsblätter gemacht. So heißt es: "Türkischunterricht kommt im Schulorganisationsgesetz nicht vor." In der Volksschule von Bad Deutsch-Altenburg, auf die sich Rosenkranz' Anfrage bezog, würde man die österreichischen Schulorganisationsgesetze falsch auslegen. "Dort werden österreichische Schüler, deren Muttersprache nachweislich nicht Türkisch ist, mit türkischen Vokabeln im Deutsch-Unterricht beglückt."

"Das ist die Zukunft"

Die Grünen hingegen sehen in der parlamentarischen Anfrage von Rosenkranz einen "Skandal", wie Bildungssprecher Harald Walser twitterte. Die für Kinder- und Jugendpolitik zuständige Grünen-Abgeordnete Tanja Windbüchler-Souschill sagt zu derStandard.at: "Es gibt nichts Verwerfliches an den Bemühungen von Schulen, Integration zu gestalten und Mehrsprachigkeit als Chance zu begreifen. Das ist die Zukunft."

Sie ist der Meinung, man müsse das noch stärker forcieren. Windbüchler-Souschill spendete aus diesem Grund einer Volksschule in Wiener Neustadt mehrsprachige Bücher. "Die Direktorin ist mehr als dankbar, wissen wir doch alle, dass Integration über Sprache funktionieren kann. Gerade in der Schule ist hier anzusetzen." (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 23.8.2012)