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Stark ausgeprägte Werte und ein ebensolches Selbstbewusstsein: Die Jungen lassen sich auch am Arbeitsmarkt nichts vormachen.

Foto: Reuters/Niesner

Wien - Sie sind jung, gut ausgebildet und vernetzt, sie wissen genau, was sie wollen und nicht länger bereit, althergebrachte Hierarchien zu akzeptieren: Momentan sorge die sogenannte "Generation Y" für einen "Kulturkrach" am Arbeitsmarkt, erklärt Elisabeth Pechmann, Kommunikationsberaterin und Direktorin der Ogilvy Corporate & Public Relations. Pechmann referiert am Mittwoch beim Fachhochschulforum in Alpbach.

Zur "Generation Y" zählt Pechmann alle Jahrgänge ab 1980/81, die jetzt schon im Arbeitsmarkt sind. Beim "prototypischen Ypsilon" handelt es sich oft um ein Einzelkind, dessen Eltern "materiell gut dastehen", meint Pechmann. Ypsilons wachsen meist wohlbehalten auf, ihre Eltern versuchen ihnen das Beste mitzugeben. Daraus ergebe sich ein starker Selbstwert, Ehrgeiz und der Wunsch nach persönlicher Erfüllung. "Ypsilons stellen hohe Ansprüche an ihr Umfeld. Sie sind den freien Austausch von Meinungen gewöhnt und auch kritikfähig", so Pechmann.

Wissen teilen

Ypsilons sind als "digital natives" sozialisiert: Bereit, ständig zu kommunizieren, schnell ein Werturteil zu fassen oder ihr Wissen kooperativ zu teilen. Ihre eigenen Werte sind stark ausgeprägt, die "Generation Y" hat ein großes Bedürfnis nach authentischer Kommunikation. Erstmals sei auch sehr wichtig, wofür das eigene Unternehmen stehe. Ypsilons gäben sich selten damit zufrieden, am Rand zu sitzen und zuzusehen, erklärt Pechmann. Sie legen viel Wert darauf, sozial und wertschätzend in ein Unternehmen eingebunden zu werden.

Das führe zu Konflikten und "riesengroßen Irritationen": Auf der einen Seite sehen sich traditionell sozialisierte Vorgesetzte damit konfrontiert, dass sich jemand einmische und zurück rede, auf der anderen Seite fühlen sich Ypsilons in klassischen Unternehmen oft nicht wohl. "Sie verstehen einander einfach nicht. Man kann sich das so vorstellen, als würden Menschen ganz unterschiedlicher Kulturen zusammenleben", meint Pechmann. Dennoch brauche der Arbeitsmarkt diese gut ausgebildeten und ambitionierten "High Potentials". Im Jahr 2020 wird weltweit jeder zweite Erwerbstätige aus der Generation Y kommen.

Der "große Chef in Grau", unansprechbar, traditionell mit viel formeller Autorität ausgestattet, sei für diese Generation besonders schlimm. Dementsprechend wenig geben diese Arbeitnehmer auf klassisch-hierarchische Wege durch ein Unternehmen. "Es gibt immer mehr Menschen, die sagen: 'Ich pfeif drauf!'", erzählt Pechmann, "Selbstverwirklichung wird wichtiger, oft in freiberuflichen oder Fachspezialistenkarrieren." Nur noch rund 50 Prozent der Arbeitnehmer der Generation Y streben eine Managementposition mit Verantwortung an, eine Generation zuvor waren es noch 80 Prozent.

Geringe Loyalität

Der Lebensstil der Ypsilons könne aber auch zum Problem werden: "Oft sind die Vorstellungen der 'Generation Y' sehr selbstbewusst. 'Ich will etwas Erfüllendes tun, wenn nicht hier, dann woanders', heißt es dann", erklärt Pechmann. Die Loyalität zum Unternehmen ist deutlich geringer, mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit als früher ihre Chefs seien Ypsilons heute bereits am Sprung. Sie wollen neue Dinge ausprobieren und damit auch einmal scheitern: "Das muss man als Unternehmen mitdenken und ein Back-Up-Szenario bereithalten."

Umso wichtiger sei die Vermittlung zwischen den Generationen, so Pechmann. Günstig sei eine offene Kommunikations- und Feedbackkultur, ein klares Leitbild für das Unternehmen, das auch gelebt werde, sowie Führung, die sich nicht nur an Hierarchien festklammere. Größere Flexibilität, etwa durch freiere Zeiteinteilung und Open Space-Büros und die Möglichkeit zu einem offenen Dialog, seien ebenso wichtig wie individuelle Karriere- und Entwicklungspläne. So könne man die nötige Übersetzungsarbeit leisten und langfristig Balance herstellen. (APA, 22.8.2012)