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Schauen die Ungarn durch die Hände?

Foto: Ap/Szandel Bela

Zagreb - Wenige Monate vor dem geplanten Baubeginn der Gasleitung Southstream bringt die russische Gasprom neue Szenarien für den Verlauf der Pipeline in Mitteleuropa ins Spiel. Wie die kroatische Zeitung Jutarnji List berichtete, könnte die Route nicht wie geplant über Ungarn verlaufen, sondern über Kroatien. Der kroatische Gasleitungsbetreiber Plinacro verhandle jedenfalls mit der Gasprom. Die Chancen für die alternative Route stünden 50 zu 50, zitiert die Zeitung einen Insider.

Die Route könnte demnach über Vukovar und Osijek führen und bei Mursko Sredisce nach Slowenien und weiter nach Österreich oder/und Italien gehen. Die 270 Kilometer lange Leitung würde 600 Millionen Euro kosten.

Kürzere Route

Bereits im Jahr 2010 hat die vorige kroatische Regierung unter Jadranka Kosor mit Russland ein Abkommen über Gasleitungen ohne detaillierten Plan unterschrieben. Nun geht es allerdings darum, ob Kroatien zum Transitland für die Southstream werden soll, was mehr Geld bringen würde. Die Gasprom würde diese Version erwägen, weil es in Ungarn und Österreich zu Problemen bei der Umsetzung des Southstream-Projekts gekommen sei, so die Jutarnji List. Abgesehen davon sei die Route über Kroatien kürzer.

Sollte der Plan B für die Southstream via Kroatien statt via Ungarn umgesetzt werden, könnte die Pipeline nicht bis zum Gasspeicher Baumgarten an der March in Niederösterreich verlaufen, sondern nach Arnoldstein in Kärnten führen. Details wurden allerdings nicht bekanntgegeben.

Damoklesschwert EU-Regeln

In Kroatien sorgt man sich unterdessen, dass man EU-Recht verletzen könne, wenn man auf die Forderungen der Gasprom eingeht. Konkret geht es um das "Dritte Energiepaket der EU", wonach Verteiler, Produzent und Zulieferer getrennt sein müssen, um Monopolstellungen zu verhindern. Der Hintergrund: Der Southstream-Route über Kroatien soll ein Joint Venture zwischen Moskau und Zagreb zugrunde liegen. Die kroatische Regierung betonte jedenfalls, nichts zu unternehmen, was den EU-Beitritt gefährden könnte.

Kroatien kann seinen Gasbedarf zu 60 Prozent selbst decken, der restliche Bedarf wird vorwiegend aus Russland importiert. Die Gasprom will in den kommenden zwei Monaten über die Route und im November über die endgültige Investition entscheiden. Im Dezember soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Southstream soll jährlich 63 Milliarden Kubikmeter Gas transportieren. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 22.8.2012)