Salzburg - Die französische Choreografin und Regisseurin Gisèle Vienne (36) erhält den diesjährigen Nachwuchspreis des Young Directors Project (YDP) der Salzburger Festspiele. Die in Grenoble und Paris lebende, in Österreich bereits mehrfach akklamierte Künstlerin wurde für zwei Stücke ("Éternelle Idole" und "This is how you will dis appear") mit den von Montblanc gestifteten 10.000 Euro sowie einem Max-Reinhardt-Pen ausgezeichnet. In dem insgesamt geschrumpften und wenig erquicklichen Wettbewerb gefiel ihre Arbeit mehr als jene von Princess Zinzi Mhlongo ("Trapped") und Cornelia Rainer ("Jakob Michael Reinhold Lenz").

Geschrumpft? Außer Konkurrenz läuft innerhalb des YDP ab Montag noch "Hamlet Cantabile" von der koreanischen Theatergruppe Tuida, deren Regisseur die vorgegebene Altersgrenze von 40 Jahren bereits überschritten hat. Man wollte die Interpretation dem Publikum aber nicht vorenthalten.

Der fünfköpfigen Jury gehörten in diesem Jahr neben Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Galerist Thaddäus Ropac der Theaterkritiker Peter Kümmel, Schauspieler August Diehl sowie Schriftsteller Händl Klaus an. In deren Begründung heißt es: "Gisèle Vienne beschwört in ihren Stücken keine Zeit, die es schon einmal gegeben hat oder die es geben wird. Diese Regisseurin ist in ihrer eigenen Welt unterwegs. (...) Der Mensch wird von Räumen verschlungen, aber die Art, wie er kämpft, hat große Schönheit. Diese Schönheit hat die Jury bewogen, den Young Directors Award an sie zu vergeben."

Von der "Schönheit" waren nicht alle überzeugt, weshalb sich Vienne bei der Verleihung am Dienstag über die "nicht intelligenten" und "diskreditierenden" Kritiken beklagte. Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf kalmierte und unterstrich die Notwendigkeit von Risiko. Er hat dem Wettbewerb auch erstmals durch einen dickleibigen Katalog mehr Gewicht verliehen. (afze, DER STANDARD, 22.8.2012)