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Foto: Reuters/Behrakis Yannis

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Grafik: APA

Wien - Wifo-Chef Karl Aiginger hielte einen Rauswurf bzw. Austritt Griechenlands aus der Eurozone für keine gute Idee. Neben "sehr großen Problemen" für den Schuldenstaat selbst würde es nach Meinung des Ökonoms die ganze Region in Südosteuropa mitreißen. "Es würde dann einen Dominoeffekt geben, im ganzen Balkan würde es Erschütterungen geben", warnte Aiginger am Montagabend in der ZiB2 des ORF. In Griechenland würde die Wirtschaft "einmal für zwei Jahre zusammenbrechen".

Letztendlich bedeutete der Rausschmiss Hellas' "das Ende der Eurozone". Es würde dann versucht werden, gegen Portugal und Spanien zu spekulieren. Nicht nur für schwache Staaten, sondern auch für Länder im "Stabilitätsblock" hätte dies negative Folgen. "Der würde sehr stark aufwerten und wir hätten große Schwierigkeiten, unsere Exporte zum Beispiel nach Amerika und nach Asien durchzuführen, weil sie wesentlich teurer würden", so der Wifo-Chef.

EZB-Zinssatzziele nichts ungewöhnliches

Die kolportierten Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB), so lange Staatsanleihen maroder Staaten aufzukaufen, bis der Zinssatz auf ein bestimmtes Niveau gesunken ist, verteidigte Aiginger. Für ihn ist das Programm "keine Hilfe, sondern eine Obergrenze". Finanzmärkte gäben richtige Signale. "Wenn jetzt in dem Land das Defizit zu hoch ist, steigen die Zinssätze, aber sie geben dem Land nicht die Zeit, die es benötigt, das zu ändern." Nun sollen die Krisenstaaten einen Zinssatz bekommen, zu dem sie sich während der Sanierungsphase refinanzieren können. Und zwar, "indem die EZB eine Garantie für einen Höchstzinssatz gibt, der nicht unabhängig ist", sondern an Bedingungen - etwa, ob Reformprogramme wirklich umgesetzt werden - geknüpft sei.

Auf die Frage, ob das im Extremfall aufkaufen, aufkaufen, aufkaufen hieße respektive die Zentralbank die Notenpresse extrem anwerfen müsste, meinte Aiginger: "Das ist das, was die Schweiz tut, wenn sie die Grenze ihrer Währung verteidigt. Das ist das, was Amerika tut. Das ist die Aufgabe einer Zentralbank - dafür zu sorgen, dass es Stabilität gibt."

Draghis Mannen könnten Zinssatz senken

Die EZB könnte aber in nächster Zeit auf ganz andere Weise für Aufregung sorgen. Experten glauben nämlich, dass sie den Zinssatz auf 0,5 Prozent senken wird. 83,9 Prozent der 228 vom Mannheimer Forschungsinstitut ZEW befragten Finanzmarktexperten erwarten das. Warum Mario Draghis Mannen diesen Schritt wagen könnten? Wegen der Konjunkturflaute in der Euro-Zone werde die Teuerung nachlassen. Angesichts der voraussichtlichen Inflationsentwicklung spricht für die Experten vieles dafür, dass die EZB weiterhin an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten und den Zinsspielraum nach unten nutzen wird", schreibt das ZEW zu seiner Umfrage.

Die EZB hatte den Leitzins Anfang Juli angesichts der Schuldenkrise und der Konjunkturschwäche in der Euro-Zone auf das historisch niedrige Niveau von 0,75 Prozent gesenkt. Sie kommt am 6. September zu ihrer nächsten Sitzung zusammen.

Spanien finanziert sich günstiger

Spanien hat derweil erfolgreich den Kapitalmarkt angezapft und muss Investoren nicht mehr so hohe Zinsen bieten wie zuletzt. Das hoch verschuldete Land verkaufte Anleihen über rund 4,5 Mrd. Euro. Die durchschnittliche Rendite für Papiere mit 18-monatiger Laufzeit fiel auf etwa 3,3 Prozent, nach rund 4,2 Prozent bei einer vorigen Auktion im Juli. Für Zwölf-Monats-Bonds sank die Rendite auf 3,07 Prozent, nach 3,92 Prozent. (APA, 21.8.2012)