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Nach knapp neun Monaten geht der Erde jedes Jahr die Puste aus. Der Mensch beansprucht sie über Gebühr und entzieht ihr Ressourcen.

Foto: EPA/SERGEI ILNITSKY

Wien - Der Welterschöpfungstag (Earth Overshoot Day) fällt heuer auf den 22. August. Damit wurde die Gesamtleistung der Natur auf unserem Planeten im Jahr 2012 in weniger als neun Monaten aufgebraucht. Ab heute übersteigt der Ökologische Fußabdruck der Menschheit die Biokapazität der Erde. "Die Menschheit nimmt sich dann mehr von der Erde als diese jährlich an natürlichen Ressourcen erneuern und an Treibhausgasen aufnehmen kann", so die Umweltorganisationen WWF, GLOBAL 2000 und Greenpeace.

Ökologische Überschuldung

Das Global Footprint Network berechnet jährlich die auf der Erde verfügbare Biokapazität - das Potenzial der Natur - und stellt es dem Ökologischen Fußabdruck (Footprint) gegenüber - dem Maß für die menschliche Inanspruchnahme der Naturleistungen. Ist die Beanspruchung größer als der Nachschub, spricht man von einem "Overshoot" - der ökologischen Überschuldung. Somit lebt die Menschheit ab dem 22. August bis zum Jahresende 2012 über ihre Verhältnisse - sozusagen auf Pump. "Wenn in weniger als neun Monaten das gesamte Jahreseinkommen verbraucht wird, sollten die Alarmglocken längst Sturm läuten", sagt Wolfgang Pekny, Geschäftsführer der Plattform Footprint, und warnt: "Noch immer ist der Welterschöpfungstag ein wichtiges Datum, von dem kaum jemand Notiz nimmt."

Jedes Jahr ein wenig früher

In den 1970er-Jahren rutschte die Menschheit erstmals in die ökologische Verschuldung. Seitdem kommt der Welterschöpfungstag jedes Jahr ein wenig früher. So war es 2011 etwa der 27. September, 2010 der 21. August. 2009 fiel er noch auf den 25. September. Der Overshoot Day kann nicht mit letzter Exaktheit festgelegt werden, da sowohl einnahmenseitig bei der Biokapazität, als auch ausgabenseitig beim ökologischen Fußabdruck immer Unschärfen bei der Datenerhebung vorliegen. Der große zeitliche Schritt vom Welterschöpfungstag 2011 (27. September) auf 2012 zeigt keine sprunghafte Zunahme, sondern ergibt sich aus methodischen Veränderungen bei der Datenerfassung.

Eineinhalb Erden benötigt

Im Moment beansprucht die Menschheit bereits so viele Ressourcen, dass es eineinhalb Erden bedürfte, um diese nachhaltig bereit zu stellen. Nur ein Viertel aller Menschen verursachen durch ihren konsumorientierten Lebensstil den Großteil der Übernutzung. Bei bestehenden Trends wären noch vor 2050 zwei Planeten von der Qualität der Erde erforderlich um unseren Lebensstandard zu halten, so der WWF: "Würde die ganze Menschheit so verschwenderisch leben wie wir Österreicher, wären bereits heute drei Planeten von der Qualität der Erde erforderlich."

Der österreichische Welterschöpfungstag fiel heuer bereits auf den 3. Mai, der Erschöpfungstag in den USA war schon am 28. März. Der Lebensstil der US-Amerikaner verbraucht derzeit mehr als vier Planeten. (APA/red, 21.8.2012)