Wien - Nach Einschätzung der Bankanalysten dürfte der Faserhersteller Lenzing AG im ersten Halbjahr deutlich weniger Gewinn gemacht haben. Die Analysten der Erste Group, Raiffeisen Centrobank (RCB) und Kepler Capital Markets erwarten für die Halbjahreszahlen am kommenden Mittwoch einen deutlichen Rückgang des Nettogewinns. Die Finanzexperten der drei Banken prognostizieren im Schnitt einen Rückgang um 31 Prozent von 139 auf 96,40 Mio. Euro.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wird der deutlich gefallene Preis für Baumwolle als gewinnmindernd angesehen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) liegt laut Konsensus-Prognose um 22 Prozent unter dem Vorjahreswert bei 193,73 Mio. Euro. Das EBIT zeigte sogar einen noch stärkeren Abwärtstrend. Mit einem Minus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum liegt das operative Ergebnis (EBIT) laut Analystenschätzung im Schnitt bei 138,63 Mio. Euro. Bei der Konsensusschätzung für den Umsatz gab es nahezu keine Veränderungen. Der prognostizierte Umsatz liegt im Mittel bei 1,06 Mrd. Euro und damit um zwei Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums.

Die RCB-Analysten erwarten eine gestiegene Faserproduktion im Vergleich zum vorangegangenen Quartal. Diese Entwicklungen seien vor allem auf kleinere Kapazitätsanstiege für Viskose in China und die Verfügbarkeit von Tencel in den USA im zweiten Quartal 2012 zurückzuführen. Die Modal-Produktion werde hingegen nach der Meinung der Analysten weiterhin künstlich niedrig gehalten, um die Preise zu stützen. Entgegen den Erwartungen des Unternehmens hätten sich die Faserpreise besser entwickelt als befürchtet. Die RCB-Analysten erwarten eine durch Volumen und Preis getriebene weitere Verbesserung im zweiten Halbjahr.

Die Finanzexperten der Erste Group sehen im zweiten Quartal einen leichten Anstieg des operativen Ergebnisses im Vergleich zum vorangegangenen Quartal. Die positive Entwicklung sei durch eine gestiegene Produktion und gleichbleibende Verkaufspreise zu begründen, so die Analysten. Aufgrund der deutlich geringeren Baumwollpreise wird es nach Erste-Einschätzung Lenzing nicht möglich sein, die Rekordergebnisse des zweiten Quartals 2011 zu erreichen.

Die Kepler-Analysten erwarten im Plan liegende Unternehmensergebnisse. Die Ergebnisentwicklung im Vergleich zum Vorquartal sei laut Kepler aussagekräftiger als der Vergleich zum Vorjahreszeitraum, da Baumwollpreise im vergangenen Jahr Spitzenwerte erreicht hatten. Die Modal-Produktion wird von den Kepler-Experten im zweiten Quartal 2012 auf dem Niveau des ersten Quartals 2012 gesehen, während die Preise um fünf Prozent nachgaben. Die Finanzexperten rechnen damit, dass der fallende Preis für Modal von der Entwicklung von Tencel ausgeglichen werden kann (APA, 20.8.2012)