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Mobilität in der Luft ist schon lange keine Besonderheit mehr. Auch der Job der Flugbegleiterin hat seinen exotischen Status verloren. Handgepäck verstauen, die Funktionen der Schwimmweste erklären, mehr oder weniger lästige Gäste in Schach halten, quengelnde Kinder mit Malstiften und Papier beruhigen, Bier und Saft servieren: Ein glamouröser Job sieht sicher anders aus.

Im Bild: Eine Flugbegleiterin in der Passagierkabine des ersten Airbus A380, der an die China Southern Airlines 2011 ausgeliefert wurde.

Foto: Reuters/Jean-Philippe Arles

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Wiewohl auch bei den ersten Flugbegleiterinnen von glamourös nicht die Rede gewesen sein kann. Vor über 80 Jahren trat die erste Stewardess der Welt ihren Dienst an. Ellen Church (links im Bild) war der Name der gelernten Krankenschwester und Pilotin. Als sie 1930 in eine Maschine am Airfield Oakland stieg, war sie gerade bei der Boeing Air Transit (BAT) als Pilotin abgelehnt worden. Stattdessen erfand man für die Amerikanerin und sieben weitere Krankenschwestern quasi einen neuen Job als "Air Hostess". Churchs erster Lufteinsatz führte von Oakland nach Chicago, dauerte 20 Stunden und war begleitet von 13 Zwischenlandungen.

Foto: AP

Bis dahin waren Copiloten und "Cabin Boys" für das Wohlergehen der Gäste zuständig. Seit den 1920er Jahren gibt es Kabinenpersonal. Damals waren es ausschließlich Männer, leicht und klein, die "Kabinenjungen" genannt wurden. Bei der Transcontinental Air Transport waren es Söhne der Industriellen und Reeder, die sich an der Fluglinie finanziell beteiligt hatten.

Im Bild: Service in einer Junkers G 31 der Lufthansa 1928. Damals litten die Reisenden in erster Linie an der Flugkrankheit - geflogen wurde nämlich in der Regel in einer Höhe von knapp 1500 Meter.

Foto: Lufthansa

Fliegt in die Bäder!, so warb die deutsche Luft Hansa AG um 1927 um ihre wohl mehr als betuchten Fluggäste. Geflogen sind damals in erster Linie allerdings wohlhabende Geschäftsleute.

Foto: Lufthansa

Air Hostessen gab es rasch auch bei anderen Fluglinien. Ellen Church hatte zuvor noch mit ihren Kolleginnen in einer dreimonatigen Testphase jede Menge Überzeugungsarbeit zu leisten. Piloten und Copiloten sollen nicht begeistert gewesen sein. Sie gingen davon aus, dass Frauen den Ansprüchen nicht gewachsen sind. Von den Piloten-Frauen kam übrigens noch mehr Gegenwehr. Sie sahen in den jungen Frauen Konkurrentinnen und schrieben Protestbriefe an die Arbeitgeber ihrer Angetrauten.

Im Bild:  Passagiere vor einer Lufthansa Junkers Ju 52 im Jahre 1935

Foto: Lufthansa

Bis sich das Berufsbild der Stewardess etablierte, dauerte es allerdings einige Jahre. Als erste europäische Fluglinie setzte die Swiss 1934 Flugbegleiterinnen ein, die heutige AUA-Mutter Lufthansa folgte 1938.

Im Bild: Austrian-Airlines-Damen der ersten Stunde - gut gelaunt im Jahr 1958

Foto: AUA

Eine nicht ganz unwichtige Anforderung an die ersten Stewardessen war ihr Singledasein. Die Karriere endete oft mit der Hochzeit. In den 1960er Jahren gingen fast alle Fluglinien mit Sex-Appeal auf Kundenfang. Nicht nur, wer für die texanische Southwest Airlines arbeiten wollte, konnte in Sachen Arbeitskleidung nicht zimperlich sein. Hier wurden Hotpants und Lederstiefel getragen.

Foto: Southwest

Die ersten Air-Hostessen hatten übrigens keineswegs einen leichten Job. Sie sorgten für die Sicherheit an Bord, verstauten Koffer, verteilten Tickets und Kaugummis, reinigten Kabinen und schraubten den einen oder anderen locker gewordenen Sitz wieder fest. Am Ende des Tages wurde dann noch gemeinsam Hand angelegt, um das Flugzeug in den Hangar zu schieben.

Im Bild: Zehn Jahre nach Aufnahme des Flugbetriebes erhielten die Lufthansa-Stewardessen (im Jahr 1965) neue Uniformen. In Deutschland sahen sie allerdings höchst züchtig aus.

Foto: Lufthansa

Der Beruf war dereinst durchaus erstrebenswert für viele junge Frauen. In den 50er Jahren, als Fliegen noch Luxus war, Kaviar, Sekt und Hummer serviert wurden, genossen die Damen der Lüfte hohes Ansehen.

Im Bild: AUA-Stewardessen - in Österreich ist Seriosität auch von 1958 bis 1969 Gebot der Stunde.

Foto: AUA

Die Arbeitszeiten waren allerdings schon damals lang. Wenn es nach Nordamerika ging, dauerte der Arbeitstag mit allen Zwischenstopps bis zu 24 Stunden. Dafür wurden die Stewardessen mit Stretch-Limousine ins Hotel chauffiert, wo sie mehrere Tage blieben, bevor es zurück ging.

Im Bild: Im März 1969 flog die AUA zum ersten Mal mit einer 4strahligen Boeing 707 Maschine. Die Stewardessen präsentierten sich zünftig im Tirol-Look und trugen Alpen-Charme und Mode "Made in Austria" in die Welt.

Foto: AUA

Außerhalb von Österreich und Deutschland ging es in den Kabinen der Fluglinien übrigens durchaus modisch opulent zu. Der berühmt berüchtigte "Bubble Helmet" sollte die Frisuren vor Wind und Wetter schützen.  Er wurde allerdings mit der Einführung der Fluggastbrücken obsolet.

Foto: Braniff Airline

Salonatmosphäre in den 1970ern in einer Maschine der US-amerikanischen Fluglinie United Airlines.  Wer ein wenig den vergangenen Zeiten nachweinen will, hier wäre ein Argument dafür: Der damalige CEO, James Goodwin, vereinbarte Mitte 2000 mit den Piloten des Unternehmens einen Tarifvertrag, der Lohnsteigerungen von bis zu knapp 30 Prozent enthielt. Zur Erinnerung: Kurz darauf geriet die Airline - nicht nur deswegen - in eine gewaltige finanzielle Krise.

Foto: Museum of Flight Collection

Die Zeiten, in denen junge Damen aus vornehmen Hause Stewardess wurden, um ihren Traummann zu finden, sind wohl schon einige Jährchen vorbei.

Im Bild: Lufthansa Stewardessen-Uniform von 1970 bis 1979

Foto: Lufthansa

Jene, wo in Flugzeugen noch richtig opulent gespeist wurde, allerdings auch.

Im Bild: Eine Boeing 707 First Class Kabine der Lufthansa (um 1975)

Foto: Lufthansa

Ellen Church und ihre Kolleginnen mussten übrigens nicht nur jung und ledig sein, sie durften außerdem höchstens eine Körpergröße von 1,67 Meter aufweisen und nicht mehr als 57 Kilogramm auf die Waage bringen.

Im Bild: Auf dem Foto vom 01.04.1995 zeigen Lufthansa-Stewardessen bei einer Feier auf dem Flughafen Köln/Bonn Uniformen aus den vergangenen 40 Jahren.

Foto: Lufthansa

Die AUA-Damen im Spiegel der Zeit - viel Karo, Dirndl - und ein Torerokostüm - wie es zu letzterem kam, ist nicht überliefert.

Foto: AUA

Auch die Kostümchen der American-Airlines-Crew aus den 1970ern spiegelt das Damenbild der Zeit: Nett und adrett!

Foto: American Airlines

Selbstverständlich inspirierten die Flugbegleiterinnen auch Filmemacher rund um den Erdball. Romy Schneider verkörperte etwa im romantischen Streifen "Ein Engel auf Erden" (1959) einen Engel im Stewardessenkleid, der - wie konnte es anders sein - einen schnittigen Rennfahrer vor Unheil bewahrte. Tony Curtis spielte in der US-Filmkomödie "Boeing-Boeing" (1965) einen Journalisten, der mit drei Stewardessen zugleich verlobt war, und damit vor der Herausforderung stand, deren unterschiedliche Flugpläne unter den Hut zu bekommen.

Foto: Wikipedia

In den 1970er Jahren war die Welt der Stewardessen wohl im Großen und Ganzen noch in Ordnung. Auch zu dieser Zeit gaben die Frauen bei den Flugbegleitern den Ton an.

Im Bild: Eine AUA-Stewardess in den 1970er Jahren - im Dirndl.

Foto: AUA

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Das Dirndlkleid als Uniform war allerdings kein österreichisches Spezifikum, wie die Lufthansa-Trachtencrew zeigt: Zum Oktoberfest hieß es auch bei den Damen der AUA-Mutter Tracht anziehen.

Foto: EPA/Kneffel

Das Arbeitsumfeld hat sich wohl auch in der Luft vor allem in den vergangenen 25 Jahren ziemlich verändert. Für traumhafte Landaufenthalte ist für die Globetrotterinnen der Gegenwart kaum noch Zeit. Zeitdruck, Massenabfertigung und Abflugzeiten um vier Uhr in der früh: Gemütlich sieht wohl anders aus.

Im Bild: Das AUA-"Kostüm" von 1974 bis 1980 - die Kopftuchdebatte war damals noch nicht geboren.

Foto: AUA

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Derzeit ist bei den Fluggesellschaften vor allem Sparen angesagt. Und das auch bei den Gehältern des Flugpersonals. AUA-Mutter Lufthansa fliegt auf manchen Strecken mit Leihpersonal, gespart wird auch bei den Töchtern AUA und Swiss.  Bei der AUA machte die große Mehrheit der Kabinen- und Cockpitmitarbeiter letztlich zähneknirschend den Betriebsübergang zur Tochter Tyrolean mit, um nun in den AUA-Maschinen zu schlechteren tariflichen Bedingungen Dienst zu tun.

Foto: AP/Punz