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Giulio Tremonti sagt Silvio Berlusconi ciao.

Foto: Reuters/Gentile

Rom - Italiens Ex-Wirtschaftsminister Giulio Tremonti trennt sich von Ex-Premier Silvio Berlusconi. Der bis im vergangenen November amtierende Wirtschaftsminister hat die Mitte-rechts-Partei "Volk der Freiheit" (PdL - Popolo della liberta) um Berlusconi verlassen, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" in ihrer Online-Ausgabe am Sonntag. Damit geht die seit 1994 bestehende Zusammenarbeit zwischen Tremonti und Berlusconi zu Ende. In jenem Jahr wurde Tremonti zum Finanzminister in der ersten Regierung Berlusconi ernannt.

Tremonti prägte seitdem auf ausschlaggebende Weise Italiens wirtschaftspolitische Linie. Der aus der lombardischen Alpenstadt Sondrio stammende Politiker ist einer der erfahrensten Experten Italiens in Steuerfragen. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern, der als eigensinnig und undiplomatisch gilt, sorgte während seiner dreijährigen Amtszeit zwischen 2001 und 2004 wegen verschiedener umstrittener Maßnahmen für Aufruhr. Besonders diskutiert wurde eine Amnestie für italienische Steuerhinterzieher, dank der Privatpersonen ihr im Ausland liegendes Schwarzgeld straffrei wieder in die Heimat zurückholen konnten. Die Maßnahme bescherte den italienischen Staatskassen mehr als 90 Milliarden Euro. Auch eine Steuer- und eine Bausünder-Amnestie lösten hitzige Reaktionen in Oppositionskreisen aus. Nach Berlusconis neuem Wahlerfolg 2008 wurde Tremonti erneut zum Wirtschaftsminister ernannt.

Sparmaßnahmen

Tremonti, der in Italien nicht gerade wegen seines Kommunikations-und Vermittlungstalents bekannt ist, ergriff im vergangenen Jahr eine Reihe von Sparmaßnahmen mit dem Ziel, bis Ende 2013 das Defizit auf Null zu drücken. Dabei setzte er die öffentliche Verwaltung einer Entschlackungskur und setzte bei den Ausgaben der Politik und der Institutionen den Rotstift an. Seine Arbeit konnte er jedoch nicht zu Ende bringen. Der Druck der Schuldenkrise und eine Reihe von Skandalen zwangen Berlusconi zum Rücktritt vom Ministerpräsidentenamt. Seitdem ist es um Tremonti still geworden.

Unklar ist, ob Tremonti nach der Trennung von der Berlusconi-Partei weiterhin in der Politik bleiben wird. Spekulationen zufolge wird Tremonti mit einer Gruppe zentristischer Parteien an den Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr teilnehmen. Nicht ausgeschlossen wird, dass Tremonti sogar selbst eine eigene Partei gründen könnte, die für die Umsetzung seiner liberalkonservativen Wirtschaftspolitik arbeitet. (APA, 19.8.2012)