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Pavel Kohout

Foto: APA/Pfarrhofer

Weitra - Die Waldviertel Akademie hat einen neuen Preis geschaffen, deren erster Preisträger Pavel Kohout wird. "Wir wollen ihm für seinen langjährigen Einsatz für die österreichisch-tschechische Zusammenarbeit danken", betonte Ernst Wurz, Vorsitzender der Akademie und des Wahlgremiums, das sich einstimmig für den tschechisch-österreichischen Dramatiker und ehemaligen CSSR-Dissidenten entschied.

Bei der Preisverleihung im Rahmen der Eröffnung der 28. Internationalen Sommergespräche der Waldviertel Akademie am 30. August auf Schloss Weitra (19.00 Uhr) ist der Schriftsteller verhindert, die Übergabe der Statue soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Bei den diesjährigen Sommergesprächen wird mit Diskussionen und Vorträgen bis 2. September das Thema "Schöne neue Welt? - wie der Computer unser Leben verändert" beleuchtet.

Historischer Hintergrund

Wie in einer Aussendung ausgeführt wurde, hat die Waldviertel Akademie schon zu Zeiten des "Eisernen Vorhanges" Kontakte zum tschechischen Nachbarn unterhalten. Bereits am 10. Dezember 1989 wurde aus Anlass der Grenzöffnung zur damaligen CSSR in Langau das gemeinsame Fest "Grenzenlose Nachbarschaft" gefeiert, weitere Aktivitäten folgten. In Zusammenarbeit mit den Universitäten in Brünn und Budweis, Gemeinden, NGOs sowie der Tschechischen Botschaft in Wien wurden Projekte umgesetzt, die Waldviertel Akademie organisierte Symposien und bilaterale Ausstellungs-, Forschungs- und Buchprojekte wie "Kulturen an der Grenze", "Zehn Jahre offene Grenze", "Österreichisch-Tschechische Historikertage", "Verschwundene Lebenswelt - Vergessener Alltag", das wissenschaftliche Begleitprogramm zur ersten grenzüberschreitenden NÖ Landesausstellung 2009 und "Stories - Menschen an der Grenze".

Der Preisträger

Kohout wurde am 20. Juli 1928 in Prag geboren. 1946 trat er in die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei ein, aus der er 1969 ausgeschlossen wurde. Gemeinsam mit dem späteren Präsidenten Vaclav Havel verfasste er 1977 das Gründungsdokument der Bürgerbewegung Charta 77. Für seine Teilnahme an dieser Bürgerinitiative hat man ihn im Jahr 1977 gemeinsam mit seiner Frau seiner Wohnung in Prag zwangsweise verwiesen, zwei Jahre später gegen seinen Willen nach Österreich abgeschoben und ihm die tschechische Staatsbürgerschaft aberkannt. Im folgenden Jahr erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft, im Jahr 1990 bekam er die alte zurück. Heute ist er Staatsbürger zweier Mitgliedsländer der Europäischen Union. Er lebt, arbeitet und wählt sowohl in Prag als auch in Wien.

Kohout wurde mehrmals ausgezeichnet, u.a. 1977 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur, 1998 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, 2002 das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Zuletzt in Buchform erschienen sind u.a. seine Titel "Der Fremde und die schöne Frau" (Osburg Verlag 2011), "Mein tolles Leben mit Hitler, Stalin und Havel" (Osburg Verlag 2010) und "Die Schlinge" (Osburg Verlag 2009). (APA, derStandard.at, 19. 8. 2012)