Kapstadt - Das neue Zeitalter beginnt am Samstag, zumindest im Rugby. Dann nämlich geht es los mit der nagelneuen Rugby Championship, die mit Argentinien eine neue Nation im Konzert der ganz Großen institutionalisiert.
Die Pumas gesellen sich ab sofort zu den Süd-Kapazundern Neuseeland, Südafrika und Australien welche bisher unter sich das Tri-Nations-Turnier ausgespielt haben. Argentinien, das mit dem dritten Platz in der Weltmeisterschaft 2007 seinen bisher größten internationalen Erfolg feierte, musste bis dato verkraften, keine Möglichkeit regelmäßiger Vergleiche mit den absoluten Spitzenteams zu haben. Das hat den Fortschritt des Sports in seinem südamerikanischen Vorzeigeland zweifellos erschwert.
Während die stärksten europäischen Mannschaften sich seit über 100 Jahren jährlich in den Six Nations gegenüber stehen, maßen sich die Kräfte der südlichen Hemisphäre seit 1996 miteinander in einem Pendant - ein Jahr zuvor war das Rugby in die Ära des Professionalismus eingetreten. Ursprünglich ein Format jeder gegen jeden mit Heim- und Auswärtspartie wurde der Spielplan der Tri Nations ab 2006 ausgeweitet: außer in WM-Jahren spielte man nun jeweils dreimal gegeneinander. Nun kehrt man zum ursprünglichen Modus zurück.
Für einen Sieg werden vier Punkte vergeben, zwei für ein Unentschieden. Einen Bonuspunkt lukriert, wer entweder in einem Match mindestens vier Tries schafft, oder mit weniger als sieben Zählern Differenz verliert. Weltmeister Neuseeland ist die mit Abstand erfolgreichste Nation der Dreier-Vergleiche, zehn von sechzehn Titeln gingen an die All Blacks, während Südafrika und Australien je drei Siege für sich verbuchen konnten.
Mit der Aufnahme Argentiniens enden auch Spekulationen über eine mögliche Inklusion der Südamerikaner in ein reformiertes Six Nations. Eine solche hätte sich schon aus organisatorischen Gründen angeboten, da die überwiegende Zahl der argentinischen Teamspieler bei europäischen Vereinen unter Vertrag stehen.
Für ihre Zustimmung stellten die ehemaligen Tri Nations jedoch Bedingungen. Der internationale Rugby-Verband (IRB) musste sich verpflichten, mögliche finanzielle Verluste abzufedern, Argentinien die Entsendung seines stärksten Teams garantieren. Außerdem sollte man die Weiterentwicklung des nationalen Talentpools verstärkt vorantreiben. Eine diesbezügliche Maßnahme war die Teilnahme der dritten Mannschaft der Argentinier am dritthöchsten Bewerb des südafrikanischen Ligensystems - 2011 konnte sie diesen gewinnen.
Endlich Teil der Elite zu sein sei "hart aber mindestens genauso lohnend", meinte der ehemalige argentinische Kapitän Agustin Pichot vor der Feuertaufe der Pumas in Kapstadt gegen Südafrika. Zumindest ersteres stimmt zweifellos, denn die Springboks erwiesen sich beim 27:6 als mindestens eine Nummer zu groß. (Michael Robausch, derStandard,at 18.8. 2012)
ERGEBNISSE:
Neuseeland - Australien 27:19 (18:10), Olympic Stadium Sidney.
Neuseeland - Tries: Israel Dagg, Cory Jane; Conversion: Dan Carter; Penalties: Carter (5).
Australien - Try: Nathan Sharpe; Conversion: Berrick Barnes. Penalties: Barnes (4).
Südafrika - Argentinien 27:6 (20:6)
Südafrika - Tries: Zane Kirchner, Marcell Coetzee, Bryan Habana. Conversions: Morne Steyn (3). Penalties: Steyn (2)
Argentinien - Penalties: Juan Martin Hernandez (2)