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Ein Mädchen probiert eine Gasmaske in einem Verteilungszentrum in Jerusalem. Laut Medienberichten soll die Nachfrage angesichts der Spannungen mit dem Iran zugenommen haben.

Foto: EPA/Hollander

Nun hat sich Präsident Peres in die Debatte eingemischt und in der Regierung Netanjahu damit für Ärger gesorgt.

Israelische Politiker geben sich jetzt empört darüber, dass das seit einigen Tagen wieder besonders lautstarke Mediengetrommel über einen möglichen Angriff auf den Iran Israels Schwächen bloßlegen könnte. Doch es waren Indiskretionen und Andeutungen von Amtsträgern gewesen, die die nervöse Debatte im Sommerloch überhaupt angeworfen hatten. Meinungsverschiedenheiten über "die schwerste Entscheidung, die Israel je zu treffen hatte", wie es in Kommentaren heißt, treten auch an der obersten Spitze zutage.

"Es ist uns klar, dass wir das allein nicht machen können", bremste der 89-jährige Staatspräsident Donnerstagabend in einem Interview die Ambitionen, das iranische Nuklearprogramm militärisch auszuschalten. "Wir können das nur verzögern, und deshalb müssen wir mit Amerika gemeinsam vorgehen, und so schwer die Gefahr auch ist, sind wir diesmal wenigstens nicht allein."

Falsche Ratschläge

Aus der Kanzlei von Premier Benjamin Netanjahu wurde Peres prompt beschieden, das Staatsoberhaupt habe nicht in die Tagespolitik einzugreifen. Überhaupt habe Peres in seinem politischen Leben oft die falschen Ratschläge erteilt, etwa 1981 vor dem Angriff auf den irakischen Kernreaktor oder in den 90er-Jahren beim Umgang mit den Palästinensern.

Netanjahu und sein Verteidigungsminister Ehud Barak schienen das Volk zuletzt auf einen möglichen Alleingang gegen den Iran noch in diesem Herbst einstimmen zu wollen. "Die Entscheidung, wenn sie nötig sein wird, wird durch die Regierung getroffen werden, so war es immer, und so muss es sein", versuchte Barak im Parlament dem "Geplapper" entgegenzuwirken. Es sei nicht wahr, dass die Führung leichtsinnig vorgehe: "Es hat kein Thema in dieser Generation gegeben, weder in Sachen Frieden noch in Sachen Krieg, das in dieser Tiefe und so detailliert durchdiskutiert wurde, immer wieder."

Nach vorherrschender Meinung halten es Netanjahu und Barak für notwendig, bald zu handeln, weil der Preis viel höher sein würde, wenn der Iran einmal Kernwaffen hätte. Die Armeeführung und die Geheimdienstchefs, die sich nicht öffentlich äußern können, sollen hingegen abraten.

Auch Washington will Netanjahu zurückhalten, zumindest bis zu den US-Wahlen im November: Israel "kann die iranischen Nuklearkapazitäten verzögern, aber nicht zerstören", sagte kürzlich US-Armeechef Martin Dempsey.

In viele zum Teil routinemäßige Vorgänge wird jetzt ein Zusammenhang mit dem Iran hineingedeutet. So stand seit langem fest, dass der bisherige Zivilschutzminister Matan Vilnai als Botschafter nach Peking geht, aber es fällt auf, dass es mit seinem Nachfolger Avi Dichter nun vielleicht im inneren Kabinett eine knappe Mehrheit für einen Angriff gibt. Vilnai bestätigte, dass interne Pläne bei einem Krieg mit dem Iran von rund 500 Ziviltoten ausgehen. (Ben Segenreich, DER STANDARD, 18.8.2012)