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Alpbach-Vizepräsidentin Ursula Schmidt-Erfurth registriert im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit zum Teil sehr beunruhigende Tendenzen.

Foto: apa/Barbora Prekopova

Alpbach - Die moderne Gesellschaft befindet sich in einem rasanten Wandel. Kinder- und Jugendgesundheit kommen da mitunter nicht wirklich mit. Zwischen Computer- und Tab-Welt, gestressten Familien und ungesundem Lebensstil machen sich für Heranwachsende Risiken breit, welche die Zukunft der Gesellschaft bestimmen werden, hieß es Freitagnachmittag zur Eröffnung der Alpbacher Gesundheitsgespräche in den Einleitungsstatements von Forum Alpbach-Vizepräsidentin Ursula Schmidt-Erfurth und dem Präsidenten des Verbandes der pharmazeutischen Industrie (Pharmig), Robin Rumler.

Das Generalthema der mit rund 400 Experten besetzten Veranstaltung lautet: "Kinder- und Jugendgesundheit: Die Zukunft beginnt heute." Ursula Schmidt-Erfurth, auch Leiterin der Wiener Universitäts-Augenklinik am AKH: "Es steht außer Zweifel, dass das Thema dieses Jahres genau die Säulen betrifft, auf denen die Gesellschaft beruht."

Auch Eltern sind gefordert

Gerade in der Kinder- und Jugendgesundheit seien zum Teil beunruhigende Tendenzen zu registrieren. Die Vizepräsidentin des Europäischen Forum Alpbach dazu: "Kinder sind ein wertvolles und seltenes Gut. In der Realität gibt es in Österreich (von rund 75.000 Geburten pro Jahr, Anm.) 11,1 Prozent Frühgeborene, in Europa sind es im Durchschnitt 7,1 Prozent." 30 Prozent der Betroffenen hätten schließlich Entwicklungsstörungen. Ein anderes Faktum, so Ursula Schmidt-Erfurth: "Rund 800.000 Kinder leiden in Österreich an Übergewicht oder sind adipös. In Wien sind 25 Prozent der Kinder adipös mit einem Body-Mass-Index von mehr als 25." Es gehe aber auch um das Umfeld, in dem Kinder und Jugendliche aufwachsen: "Nur 40 Prozent der Erwachsenen können sich eine Erziehung ohne körperliche Sanktionen vorstellen, nur 30 Prozent der Eltern erziehen ohne Gewalt."

Problematischer Lebensstil

Schließlich, so die Medizinerin, würde auch die Computer- und Internet-Welt ihren Einfluss auf die Kinder und Jugendlichen haben. Ursula Schmidt-Erfurth: "Unter den Zwölf bis 14-Jährigen chatten 40 Prozent täglich. 30 Prozent dieser Einträge weisen auf psychische Probleme hin."

Pharmig-Präsident Robin Rumler betonte die schlechten Lebensstil-Daten der österreichischen Jugend: "Es gibt viele Länder, die Spitzensportler hervorbringen. Wo steht da Österreich? Bei den Rauchern zwischen elf und 17 Jahren, da stehen wir am 'Stockerl'. Wir sind die Zweiten nach Bulgarien unter den OECD-Ländern. Beim Alkoholkonsum rangiert Österreich auf dem fünften Platz unter den OECD-Ländern." Würde sich der Trend zu ungesunder Lebensweise fortsetzen, dürften sich laut Rumler jährliche Mehrkosten von etwa 1,6 Mrd. Euro ergeben. (APA/red, derStandard.at, 17.8.2012)