Gestern Abend hat man einen gewandelten Kurt Scheuch erleben können. Mit sanfter Stimme statt lautstarkem Auftreten, Krawatte statt Halstuch, Zwirn statt Tracht saß er im Studio der Zeit im Bild 2. Er wurde nicht laut, er blieb leise. Er wies alles von sich, das war zu erwarten. Die Moderatorin sollte aufgeregter wirken als er, und die Übung gelang. Kurt Scheuch blieb ruhig, sehr ruhig. Er hatte eine Botschaft: Ruhe. Und in Kärnten ist alles in Ordnung.

Der Reisswolf von Knittelfeld, der den Pakt mit Jörg Haider symbolträchtig zerriss, schluckte Kreide. Das Image des polternden Landtagsabgeordneten soll weg.

Scheuch schilderte dramatisch den "Blitzangriff" eines Fotografen. Bis auf vier Zentimeter sei dieser Scheuch entgegengekommen und habe ihn quasi abgeschossen.

Am Nachmittag waren es zunächst 20 Zentimeter, dann 10, dann 5 Zentimeter. Es ist auch egal. Gert Eggenberger stand, Kurt Scheuch kam auf ihn zu.  Das belegt eine Fernsehaufnahme der Kollegen von ATV. Der Fotograf hatte nicht einmal einen Blitz. Auch wenn es Kurt Scheuch anders sieht, wie eine Presseaussendung zeigt.

Diese Episode zeigt jedoch nur, wie sehr die Freiheitlichen in Kärnten an ihrer Macht festhalten. Die Arbeit der Presse wird eingeschränkt, einzelne Journalisten als Täter dargestellt, das Opfer ist die FPK und Kurt Scheuch. Es ist das klassische Muster der Täter-Opfer-Umkehr. Kritische Berichterstattung wird mit Klagen bedroht, Protestkundgebungen werden durch den Landtagspräsidenten verhindert.

Der Umgang mit der Pressefreiheit ist nur ein weiteres Argument dafür, dass in Kärnten so bald wie möglich der Souverän der Wähler überprüfen sollte, ob die FPK wirklich zum Wohle des Volkes arbeitet. Bis dahin wird die Kärntner Regierungspartei auch weiterhin versuchen, Berichterstattung zu verhindern und Journalisten als Täter hinzustellen. Darüber kann auch ein zahmer Scheuch in einem Fernsehstudio nicht hinwegtäuschen. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 17.8.2012)