Windows 8: Dem Touch-User kommt der Desktop in die Quere.

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Vor dem ersten Start werden die wichtigsten Systemeinstellungen gesetzt.

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Mit "Tattoos" lässt sich das Startmenü aufhübschen.

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Im Store herrscht noch weitestgehend Leere.

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Nett gemacht: Die Wikipedia-App.

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Mühsam: Auf dem Touchscreen Einstellungen im Desktopmodus vornehmen.

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Aber immerhin ein taugliches Solitairespiel findet sich.

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Eher rudimentärer Natur ist die Kamerasoftware.

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Xbox-Spiele werden sich von der App aus auf die Konsole installieren lassen.

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Die anderen Xbox-Contentdienste gehen noch nicht und spucken Fehlermeldungen aus.

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Die integrierte Wetter-App ist schön gestaltet.

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Der Nachrichtenstream von derStandard.at.

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Foto: Windows 8 (ehemalige Metro-Oberfläche)

Microsofts jüngstes und wichtigstes Baby ist fertig. Windows 8, in das der Konzern große Hoffnungen steckt, kann seit Kurzem via MSDN und Technet heruntergeladen werden. In einem ersten Testlauf prüfen wir, wie sich das Betriebssystem auf einer Touch-Oberfläche bewährt.

Problemlose Installation

Als Testgerät dient ein Samsung Slate. Das Upgrade von der vorinstallierten Release Preview verläuft schnell und problemlos. Fast alle Einstellungen werden übernommen, nur verschiedene Passwörter müssen neu eingegeben werden. Aus vorheriger Erfahrung lässt sich aber sagen, dass auch eine vollständige Installation leicht von der Hand geht.

Leichter Einstieg in Modern UI

Die vormals "Metro" genannte "Modern UI" präsentiert sich, wie man sie schon seit der Frühzeit von Windows 8 kennt. Die Kacheln machen Sinn, die installierten Apps sind schnell erreicht. Neu ist die Möglichkeit, das Design nicht nur farblich zu verändern, sondern auch mit so genannten "Tattoos" zu bereichern. Man darf dies verstehen, wie eine abgespeckte Variante der Themes von Windows 7.

"Charms Bars"

Wer Windows 8 auf einem Tablet so nutzt, wird sich sehr schnell mit der Oberfläche und den "Charms Bars" (in das Bild hineinziehbare Einstellungsmenüs) anfreunden. Man darf Microsoft gratulieren: Alles was die Touchoberfläche betrifft ist leicht erlernbar, geht fließend von der Hand und ist eine erfrischende Abwechslung zu den relativ ähnlichen Menükonzepten von iOS und Android.

Komplettangebot

Microsofts Ziel ist es, ein starkes Ökosystem zu schaffen, in dem alle bisherigen Dienste zusammenwachsen. Dazu gehören die Xbox-Contentdienste, die aktuell noch nicht funktionieren sowie die Anbindung an das Windows LIVE-System nebst Windows Store. Ein LIVE-Account ist auch notwendig, um die angebotenen Dienste vollumfänglich zu nutzen. Microsoft erlaubt jedoch auch die Einrichtung eines lokalen Kontos.

Leere im Store

Im Store herrscht noch gähnende Leere. Immerhin sind mittlerweile Solitaire, Mahjongg und Minesweeper in aufgefrischten Versionen zurückgekehrt. An Vorzeigesoftware mangelt es jedoch. Im Spielebereich ist wohl Fruit Ninja als prominentester Vertreter zu nennen. Unter den Tools findet sich eine nett gemachte Wikipedia-App. Ein wesentlicher Kriterium für das Erfolg des Betriebssystems wird letztlich auch die Programmauswahl zum offiziellen Start Ende Oktober sein.

Erste Probleme

Die Nachrichten-App "Bing News" findet sich im Ensemble der vorinstallierten Software. Sie hat theoretisch den Vorteil, eine länderspezifische Medienauswahl zu bieten. Nutzer aus Österreich sehen dann etwa auch Nachrichten von derStandard.at im Stream des Programms. In der Praxis sind wir hier im Test erstmals auf gröbere Schwierigkeiten gestoßen.

Accounteinstellung nicht übernommen

Obwohl der verwendete und eigens angelegte LIVE-Account als österreichisch eingestellt war, war nicht nur die Onscreen-Tastatur auf das in England und den USA übliche QWERTY-Format konfiguriert, sondern statt News österreichischer Portale gab es Nachrichten der deutschen Kollegen. Letztlich stellte sich heraus, dass Windows in den Regionseinstellungen auf Deutschland konfiguriert war. Die Angabe im LIVE-Account des Benutzerkontos spielt keine Rolle für die Windows-Region, die eine globale Einstellung zu sein scheint.

News

In der News-App taucht zwar ein eigenes Menü für die Herkunft der Nachrichten auf, dort erscheint Österreich skurrilerweise jedoch erst in der Auswahlliste, wenn das System passend konfiguriert ist, während Nachrichten aus Belgien oder Deutschland sehr wohl angeboten werden. Eine eigene Einstellungsmöglichkeit bietet "Bing News" nämlich nicht.

Systemeinstellungen: Kein Weg führt am Desktop vorbei

Die Sprach- und Regionsoptionen verbergen sich etwas tiefer in der Systemsteuerung. Microsoft hat jedoch nicht alle ihre Elemente im Einstellungs-Menü der Modern UI untergebracht. Der Rechner ist über dieses also nur teilweise konfigurierbar. Für alle anderen Nötigkeiten wird der User auf den Desktop in das altbekannte Fenstersystem zurückgeworfen. Von touch-optimierten Bedienflächen ist dort weit und breit nichts zu entdecken. Die Umstellung der Region auf "Österreich" gestaltet sich dementsprechend als Qual.



Video: Windows 8 am Tablet

Die "Zweifaltigkeit" von Windows 8 ist nach wie vor eine erhebliche Schwäche. Schon seit Monaten gibt es Kritik von Desktopusern, die über den entfernten Startbutton wenig glücklich sind. Umgekehrt ist diese auf eine Maus ausgerichtete Oberfläche mit den Fingern nicht sinnvoll zu beherrschen. Was auf einem 12-Zoll-Display bereits anstrengend ist, dürfte auf kleineren Tablets zu einer veritablen Tortur ausarten.

Fazit: Halbgar

Im Alltag steckt man als User zwischen zwei Welten, an deren Verbindung Windows 8 letztlich gescheitert ist. Man hat es verfehlt, vollständig fließende Übergänge zwischen Touch und Desktop zu schaffen oder - was dem Wunsch vieler User entsprochen hätte - sie radikal voneinander zu trennen.

Auch wenn man als Tabletuser 95 Prozent der Zeit mit der Modern UI verbringen wird: Die kleinen Ausflüge in den verstümmelten Desktop reichen, um den Bedienfluss empfindlich zu stören und einen langfristig unangenehmen und halbgaren Eindruck zu hinterlassen. (gpi, derStandard.at, 19.08.2012)