Zürich/Frankfurt - Die schweizerische Großbank UBS hofft im Libor-Skandal auf Straffreiheit. Anders als der britische Konkurrent Barclays befinde sich das Institut aktuell nicht in Vergleichsverhandlungen mit den Aufsichtsbehörden, sagte Verwaltungsratschef Axel Weber dem "Handelsblatt" (Freitag). Die UBS sei eine der ersten Banken gewesen, die 2010 Verdachtsmomente an die Behörden gemeldet hätten. "Daher haben wir als eine der ersten Institutionen bedingte Immunität, also einen Kronzeugenstatus, erhalten."
Der frühere Bundesbank-Chef Weber sagte der Zeitung weiter, die UBS habe "umfassende Untersuchungen angestellt, die die ganze Zeit von 2005 bis 2010 abdecken". Weber führt das Kontrollgremium bei der schweizerischen Bank seit Mai. Die Untersuchungen seien nicht folgenlos geblieben: "Wir haben disziplinarische und organisatorische Konsequenzen gezogen." Details wolle er aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht nennen.
Weber mahnte mit Blick auf die Zinsmanipulationen einen Kulturwandel in der Bankbranche an. Die Branche müsse neues Vertrauen aufbauen. "Das geht nur über einen grundlegenden Strukturwandel in der Finanzindustrie." Es werde eine Rückbesinnung auf das Primärgeschäft geben, die Beratung und Finanzierung von Unternehmen. "In Zukunft wird es für Banker wieder wichtiger sein, ob man den Kunden kennt." Derivategeschäfte würden hingegen eine geringere Rolle spielen.
Die UBS verkleinert als einen ersten Schritt ihr Investmentbanking. "Den Eigenhandel haben wir praktisch schon eingestellt", sagte Weber. Eine Zerschlagung der Universalbanken als Folge aus den Skandalen im Investmentbanking lehnt Weber aber ab. Solange Fehlanreize ausgeschlossen würden, Risiken im Investmentbanking zu Lasten der Kunden im Privatkundengeschäft einzugehen, spreche vieles für das Universalbankensystem. (APA, 16.8.2012)