Monrovia - Am Heiligen Abend des Jahres 1989 versank Liberia in einem der schwersten Bürgerkriege der afrikanischen Geschichte - und ist bis heute nicht zur Ruhe gekommen. Von 1989 bis 1996 starben in dem einst von freigelassenen Sklaven aus den USA gegründeten Land rund 250.000 Menschen in einem Konflikt, der vom damaligen Rebellenführer und heutigen Präsidenten Charles Taylor geschürt wurde. Ein kurzer Friede endete 1999. Seitdem bekriegen sich Taylors Soldaten und zwei Rebellenorganisationen. AFP gibt einen Überblick über die Vorgeschichte und Verlauf von 14 Jahren Blutvergießen:

12. April 1980: Der Staatsstreich gegen Präsident William Tolbert beendet eine jahrzehntelange Phase relativer politischer Stabilität. Sein Nachfolger Samuel Doe schürt während seiner Herrschaft ethnische Konflikte, das Land versinkt in Korruption.

24. Dezember 1989: Die National Patriotic Front of Liberia (NPFL) von Charles Taylor rebelliert gegen die Regierung von Doe - der Bürgerkrieg beginnt. In dem verworrenen Konflikt bekämpfen sich zeitweise bis zu sieben Rebellengruppen. Präsident Doe wird 1990 von Anhängern Taylors brutal gefoltert und ermordet.

19. Juli 1997: Ein Jahr nach Unterzeichnung eines Waffenstillstands wird Charles Taylor mit großer Mehrheit zum Präsidenten des Landes gewählt.

August 1999: Taylor-feindliche Gruppen bilden im Norden des Landes die Rebellenorganisation LURD und beginnen ihren Kampf gegen die Regierung, der sie innerhalb von vier Jahren bis in die Hauptstadt Monrovia führen soll.

25. Jänner 2001: Die UNO verhängt Sanktionen gegen Liberia. Sie wirft Präsident Taylor vor, den Bürgerkrieg im Nachbarland Sierra Leone (1991-2002) geschürt und sich durch den Handel mit Waffen und Diamanten bereichert haben. Im Krieg in Sierra Leone kamen bis zu 200.000 Menschen ums Leben.

4. Juni 2003: Das UNO-Tribunal für Sierra Leone erhebt Anklage gegen Charles Taylor. Dieser kündigt an, eine Übergangsregierung zu installieren und selbst im Jänner 2004 sein Amt niederzulegen. Seit dem März des Jahres kämpft im Südosten des Landes eine zweite Rebellengruppe namens MODEL gegen die Regierung.

5. Juni 2003: Taylor kündigt nach einem angeblichen Putschversuch gegen ihn die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit an.

17. Juni 2003: Regierung und Rebellen unterzeichnen im ghanesischen Accra ein Waffenstillstandsabkommen. Es sieht eine Übergangsregierung vor, an der Taylor nicht mehr beteiligt sein soll.

20. Juni 2003: Taylor erklärt, er wolle trotz der Vereinbarung bis zum Ende seiner Amtszeit im Jänner 2004 regieren.

26. Juni 2003: US-Präsident George W. Bush fordert Taylor zum Amtsverzicht auf.

27. Juni 2003: Die Regierung in Monrovia erklärt nun doch, Taylor werde an einer Übergangsregierung nicht teilnehmen. Die LURD-Rebellen erklären eine einseitige Waffenruhe, die Taylor zurückweist. Der französische Außenminister Dominique de Villepin fordert eine internationale Eingreiftruppe für das Bürgerkriegsland. (APA)