Accra - Der französische Außenminister Dominique de Villepin hat eine internationale Eingreiftruppe für das Bürgerkriegsland Liberia gefordert.

Es müsse eine "internationale Präsenz in Liberia" geben, sagte de Villepin am Freitag in der ghanesischen Hauptstadt Accra nach einem Gespräch mit Präsident John Kufour. Die Verantwortung für diese Truppe sollte "angemessen zwischen den verschiedenen Vertretern der internationalen Gemeinschaft aufgeteilt" sein zur Unterstützung der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft CEDEAO. Die CEDEAO, deren Vorsitzender Kufour ist, war an den Verhandlungen über ein Ende der Gewalt mit der liberianischen Regierung beteiligt.

Vertreibung der Rebellen

Wenige Stunden nach der Vertreibung der Rebellen aus der liberianischen Hauptstadt Monrovia hat die Regierung die USA um Hilfe für das vom Bürgerkrieg zerrissene Land gebeten. In einer Radio-Ansprache am Freitagabend sagte der von Washington scharf kritisierte liberianische Präsident Charles Taylor: "Wir bitten die internationale Gemeinschaft und besonders die Vereinigten Staaten, alles zu tun, was in ihrer Macht steht, um Liberia und den Liberianern aus diesem Schlammassel herauszuhelfen."

Erst am Donnerstag hatte US-Präsident George W. Bush den früheren Milizenführer Taylor zum Rücktritt aufgefordert. In seiner Ansprache nach einer Siegestournee durch das von den schweren Kämpfen halbzerstörte Monrovia sagte Taylor: "Ich sehne mich nach Frieden und würde alles dafür tun." Allein in den vergangenen vier Tagen waren bei Artilleriegefechten zwischen Regierungstruppen und Rebellen rund 500 Menschen getötet worden. Am Freitagnachmittag erklärte der Befehlshaber der Streitkräfte, General Benjamin Yeaten, die Aufständischen seien in die Flucht geschlagen worden. Trotz eines von den Rebellen einseitig erklärten Waffenstillstands waren am Vormittag erneut heftige Kämpfe um den Hafen entbrannt, die erst am Nachmittag verstummten.

Zu Beginn des Monats waren die Rebellen schon einmal am Hafen zurückgeschlagen worden. Die Rebellen in Liberia kämpfen seit drei Jahren gegen Taylor. Sie brachten in den vergangenen Wochen mindestens 60 Prozent des Landes unter ihre Kontrolle. Am Dienstag vergangener Woche war bereits ein Waffenstillstand vereinbart worden, den die Rebellen jedoch mit neuen Kämpfen am Dienstag gebrochen hatten. (APA/AP)