Innsbruck/Bozen/München - "Ich hätte mir erwartet, dass eine derartige Maßnahme mit den betroffenen Nachbarn abgesprochen wird", sagte Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder am Freitag nach der Regierungskonferenz der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) in Innsbruck. Das mit 1. August in Kraft tretende Lkw-Fahrverbot für bestimmte Güter im Unterinntal hat das Treffen der alpinen Regionen überschattet. Jeder zehnte Lkw, rund 200.000 im Jahr, soll mit der Maßnahme auf die Schiene gezwungen werden.

Südtirol gegen das Transportverbot für Getreide

Südtirol wehrt sich unter anderem gegen das Transportverbot für Getreide: Denn für die nur mit Lkw mögliche Zulieferung zu einer Großmühle im Pustertal müsste ein großer, "umweltbelastender Umweg" in Kauf genommen werden. Durnwalder verlangt, dass über den von der Tiroler Landesregierung fixierten Warenkatalog (u. a. Abfälle, Rundholz, Eisen, Steine, Kraftfahrzeuge) nochmals diskutiert werden soll. Tirols Landeshauptmann Herwig van Staa hat für die Position des Südtiroler Kollegen "Verständnis" gezeigt.

Kein Verständnis gibt es für die Haltung Bayerns. Denn Münchens Minister für Europaangelegenheiten, Reinhold Bocklet, hat gar Genugtuung für das von der EU-Kommission wegen des Fahrverbots eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren geäußert. Van Staa: "Wir werden das Fahrverbot verteidigen."

Salzburger Ängste In Salzburg rechnet die Landesregierung aufgrund des Tiroler Fahrverbotes mit einem Anstieg des Umwegverkehrs, vor allem auf der Tauernautobahn. Landeshauptmann Franz Schausberger hat "Gegenmaßnahmen" angekündigt, schließt aber ein Nachtfahrverbot aus. Welche Maßnahmen konkret erwogen werden, ist noch offen.

Die Regierungschefs der Arge Alp haben am Freitag zudem einstimmig die Implementierung der Alpenkonvention gefordert. Das internationale Vertragswerk ist derzeit erst in drei von sieben Staaten (Deutschland, Österreich, Liechtenstein) ratifiziert. (bs, DER STANDARD Printausgabe 28/29.6.2003)