Pakistanisches Fahndungsplakat vom Juni 2002

Washington - Er gilt als einer der geistigen Väter der Anschläge vom 11. September 2001. Als wortgewandter Vordenker des islamischen Extremismus brachte es der Ägypter Aiman el Sawahiri, der nach arabischen Medieninformationen im Iran festgenommen worden sein soll, zur Nummer Zwei im Terrornetzwerk El Kaida.

Gemeinsam mit dessen Chef Osama bin Laden soll Sawahiri intellektueller Wegbereiter der Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon, aber auch auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania sein. Sollte sich seine Festnahme bestätigen, wäre dies ein harter Schlag gegen die El Kaida. Es wäre zudem eine Ironie der Geschichte, sollte ausgerechnet Washingtons Erzfeind Iran diesen Erfolg für sich verbuchen können.

Zuletzt hatte Sawahiri vor fünf Wochen von sich reden gemacht. Der arabische Fernsehsender Al Jazeera spielte ein Tonband mit Terroraufrufen ab, die aus dem Munde des abgetauchten Ägypters stammen sollten. Die Anschläge vom 11. September 2001 müssten "nachgeahmt" und die westlichen Truppen angegriffen werden, hieß es auf dem Band. "Oh Moslems, sammelt eure Entschlossenheit und schlagt zu gegen die Botschaften von Amerika, England, Australien und Norwegen, ihre Interessen, ihre Unternehmen und deren Angestellte", sagte die Tonband-Stimme weiter. "Setzt den Boden unter ihren Füßen in Brand. Werft diese Tiere aus euren Heimatländern hinaus."

Sawahiris Werdegang weist ihn als regelrechten Karriere-Islamisten aus: In seiner Heimat Ägypten wandte sich der studierte Chirurg dem radikalen Islam zu. Mit leidenschaftlichen Plädoyers gegen den Westen und für eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des Glaubens machte sich Sawahiri einen Namen im radikal-islamischen Untergrund. Seine Terrorgruppe Islamischer Dschihad zog die Fäden bei der Ermordung des prowestlichen Präsidenten Anwar el Sadat im Oktober 1981. Mitte der 80er Jahre setzte sich der Glaubenstheoretiker mit einer Handvoll Getreuer aus Ägypten ab und gelangte nach Zwischenstationen in Saudiarabien, Pakistan, Sudan und den Vereinigten Staaten nach Afghanistan.

Sawahiri veröffentlichte mehrere Abhandlungen über radikalislamische Politikkonzepte. Doch allein auf die Theorie wollte sich der Intellektuelle nicht beschränken: Er hat jahrelange Erfahrung im extremistischen Kampf. Mit der von ihm geführten Gruppe Islamischer Dschihad war er in Ägypten aktiv, und 1998 soll er sich mit seinen Gefolgsleuten der El Kaida in Afghanistan angeschlossen haben. Von Interpol ist er zur Fahndung ausgeschrieben, und auch die US-Behörden suchten fieberhaft nach dem Bin-Laden-Stellvertreter. (APA)