Es war die beste innenpolitische Nachricht seit Richard Lugners Einstieg in die Politik: Die angeblich sichere Geburt einer Partei der Wahrheit, Fairness und Transparenz mit Frank Stronach in der Vierfachrolle von Vater, Mutter, Hebamme und Leibesfrucht. "Ich weiß, dass Giftpfeile kommen", trat er in News eventuellen Nörglern entgegen und bot ihnen ein Ziel: "Je höher der Affe auf der Palme ist, umso mehr sieht man eben seinen Hintern."

Vaterländische Pflicht gebietet, diesem Körperteil fern jeder Nörgelei die ihm gebührende Ehre zu erweisen, ist von ihm doch mehr Heil zu erwarten als von so manchem Politikergesicht. Stronachs (Spitzen)Kandidatur wird das Land aus vielen Gründen vorwärtsbringen - garantiert.

Zunächst: endlich Schluss mit der politischen Tristesse. Allein die sprachliche Umsetzung seiner geistigen Revolution in Parlamentsreden ("Wenn die Zeit es zulässt") und im ORF bei Interviews mit sich selbst ("Mehr Respekt!") versprechen ungetrübte Heiterkeit, wie sie freiheitliche Kulturpolitiker längst nicht mehr erzeugen. Die Idee der Mitbestimmung in einer gelebten Demokratie ("Ich gebe die Werte der Bewegung vor", von wegen: Wer das Gold hat, ...) wird einen Auftrieb erhalten, wo selbst die Grünen vor Scham erröten. Beeindruckt vom persönlichen Vorbild werden hartgesottene Lobbyisten zu neuen Menschen, wenn Stronach schonungslos Steuern nicht länger in der Schweiz, sondern in dem von ihm umzuwälzenden Österreich ablegt. Allein die Gewissenserleichterung, als Hauptwohnsitz dann nicht mehr das Steuerparadies Zug vorschützen zu müssen, sondern sich frei wie Frank zu einer Adresse jenseits von Eden bekennen zu können, wird vieles heilen, was Privatisierungen unter Wolfgang Schüssel im Bewusstsein der Bevölkerung angerichtet haben. "Mein Gewissen sagt mir: Mach einen Beitrag, dass Österreich besser wird." Welch reiner Geist könnte sich einem solchen Menetekel versagen?

Das alles aber sind Kinkerlitzchen gegen den Segen, den Stronachs vielleicht definitiver Einstieg in die Politik stiften wird: Gesinnung wird endlich wieder zählen! "Wir brauchen Leute, die volle Überzeugung mitbringen." Die sucht er dort, wo die bisher geheuchelte Überzeugung erst abgelegt werden muss, um in die neue von Frank Stronach zu passen - am besten unter Mitnahme der Mandate, die man der alten Überzeugung zu verdanken hat. Herrliche Zeiten für Handaufleger, bei so vielen erhofften Fällen von Rückgratverrenkung. Mit wem ließe sich eine geistige Revolution glaubhafter anleiern als mit Personal, das man bei jenen Parteien absammelt, die an allem Unglück schuld sind?

Und noch besser: Stronach sorgt dafür, dass sich die Bürger wieder auskennen. Ehrlich - wer weiß noch, worin sich FPÖ, FPK, BZÖ unterscheiden, wenn es um einen Austritt aus EU und Euro geht? Auch er unterscheidet sich nicht, will dafür aber 25 Millionen hinauswerfen, ein politisches Argument, das die Flur bereinigen und Wählern die Entscheidung erleichtern könnte.

Jetzt heißt es, bis Ende September bangen, wie viel wir dann vom Hintern des Affen zu sehen kriegen. Wenn er es sich nur nicht wieder anders überlegt. (Günter Traxler, DER STANDARD, 17.8.2012)