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Ein Mann beobachtet einen Brand in der Nähe von Swauk Prairie im Bundesstaat Washington. Mehr als 70 Waldbrände lodern derzeit im Westen der USA.

Foto: :seattlepi.com, Joshua Trujillo/AP/dapd

Washington/Wien – Noch nehmen es manche Amerikaner mit Humor: "Neun Tage mehr als 43 Grad, das ist sogar für Phoenix heiß", titelte die New York Times eine Geschichte über die Dürre in den USA. Während man an der Ostküste noch scherzt, ist die Lage an der Westküste dramatischer: Dort wüten die schlimmsten Waldbrände seit zehn Jahren.

Mindestens 70 größere Feuer zählte CNN am Donnerstagnachmittag in 13 Staaten, die meisten davon in Kalifornien, Idaho und Nevada. Hunderte Menschen mussten vor den Bränden fliehen, allein in Kalifornien waren 8000 Feuerwehrleute in der Brandbekämpfung im Einsatz.

Kein Regen in Sicht

Die Situation könnte sich in den kommenden Tagen noch verschlimmern, mit Regen sei nicht zu rechnen, warnen Meteorologen. Die USA werden derzeit von der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten geplagt. Experten warnen, dass sich an der Trockenheit mitunter auch so bald nichts ändern wird.

Wissenschafter vom Weltklima-Rat der Uno haben verschiedene Szenarien errechnet, wie sich die Menge an Niederschlag weltweit bis zum Jahr 2099 ändern wird. Das Ergebnis: In den allermeisten Szenarien wird der Südwesten der USA und Mexiko in den kommenden Jahrzehnten vor allem im Winter deutlich weniger Regen bekommen als bisher.

Ein Fünftel weniger Regen

Ebenfalls von dieser Entwicklung betroffen ist die zweite Gegend, in der heuer besonders viele Wälder brennen: der europäische Mittelmeerraum. Nach langen Hitzephasen brennt es derzeit in Spanien, vor allem auf den Kanarischen Inseln, in Italien und in Griechenland. Laut Niederschlagsszenarien soll es in der Gegend 2080 bis 2099 bis zu 20 Prozent weniger regnen als noch in den Jahren 1980 bis 1999. Doch nicht nur der Regen wird seltener – die Hitzewellen sollen auch häufiger werden.

"Die Temperatur hat in den vergangenen Jahren zugenommen, und sie wird weiterhin zunehmen", sagt Johanna Oberzaucher von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien. "Es wird mehr Hitzewellen geben, und es verdunstet mehr Wasser. Gegenden, in denen es generell im Sommer wenig regnet, trifft das umso härter."

"Bemerkenswerte Intensität"

Eine der möglichen Folgen sind häufigere Waldbrände – 2012 haben sie sich bereits gehäuft. Zwar gebe es immer wieder Jahre mit sehr vielen Waldbränden – "die Intensität ist aber heuer schon bemerkenswert", sagt Harald Vacik von der österreichischen Forschungsinitiative Waldbrand an der Boku.

Je nach Waldökosystem und Art des Brandes sind die Folgen sehr unterschiedlich: Manche Wälder brauchen regelmäßige Brände, um sich zu erneuern, etwa Kiefernwälder, wie sie nun teilweise in Kalifornien betroffen sind. Erst die Hitze der Flammen bringt die Kiefernzapfen dazu, neu auszutreiben. Die Wälder Südeuropas sind hingegen nicht auf regelmäßige Brände eingestellt.

Ist bei einem Waldbrand nicht nur der Boden betroffen, sondern auch die oberen Teile der Bäume, spricht der Fachmann von einem Kronenfeuer, das deutlich mehr Schaden anrichtet: Ohne Bewuchs kommt es in betroffenen Gebieten vermehrt zu Bodenerosion, die Nährstoffe werden bei Regen schneller ausgewaschen.

Trockenheit ist zwar Voraussetzung für Waldbrände, der häufigste Auslöser ist aber der Mensch: Laut Schätzungen ist er schuld an 95 Prozent aller Waldbrände. (Tobias Müller, DER STANDARD, 17.8.2012)