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Die Leiche wurde in einem Waldstück in Königstetten gefunden.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

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Die Chronik des Entführungsfalls.

Grafik: APA

Wien - Einem Jäger soll ein Erdhügel in einem Waldstück zwischen Königstetten und Neuwaldegg im Bezirk Tulln aufgefallen sein. Unter kleinen Baumstümpfen und Erde fand er Donnerstagvormittag in einem seichten Loch eine Leiche. Der Tote dürfte Wirtschaftsanwalt Erich Rebasso sein. "Es deutet alles darauf hin, dass es sich um Rebasso handelt", sagte Chefinspektor Roman Hahslinger zum Standard. Gewissheit soll ein DNA-Abgleich bringen, dessen Ergebnis für heute, Freitag, erwartet wurde.

Der Tote soll in etwa 50 Metern Entfernung zur Straße, die zur Dopplerhütte führt, vergraben gewesen sein. Der Verwesungszustand weise darauf hin, dass Rebasso zeitnah zu seiner Entführung getötet wurde, hieß es aus Polizeikreisen. Zunächst gab es laut Hahslinger keinen äußerlichen Hinweis auf die Todesursache.

Der 48 Jahre alte Jurist war seit 27. Juli abgängig. Er soll in einer Tiefgarage am Georg-Coch-Platz in der Wiener Innenstadt überwältigt und entführt worden sein, als er sich gerade auf den Weg zu einem Auswärtstermin ins südliche Niederösterreich machen wollte. Auf Überwachungsbildern ist zu sehen, wie ein fremder Mann zunächst mit Rebassos Mercedes und dann ein weiterer Mann mit einem Mietwagen aus der Garage fährt.

Der Mercedes wurde vier Tage später gefunden, der Mietwagen wurde der Leihfirma zurückgebracht. In beiden Fahrzeugen fand man Blut des Advokaten.

Als dringend tatverdächtig gelten zwei Russen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, die vergangenen Dienstag in Moskau verhaftet worden sind. Sie waren bisher nicht geständig. Am Donnerstag sollte über die beiden U-Haft verhängt werden. Ein Auslieferungsantrag nach Österreich sei noch nicht gestellt worden.

Keine Auslieferung

Allerdings: Russlands Verfassung verbietet die Auslieferung russischer Staatsbürger an fremde Staaten. Auf diesen Passus hat sich Moskau schon früher berufen, etwa beim Skandal um die Polonium-Vergiftung des Ex-KGB-Agenten Alexander Litwinenko in London. Scotland Yard verdächtigt in dem Fall den russischen Geschäftsmann Andrej Lugowoi, doch Russland weigert sich, ihn auszuliefern. Inzwischen ist Lugowoi übrigens Duma-Abgeordneter für die LDPR.

Die beiden Verdächtigen im Fall Rebasso hatten für das Mietauto Ausweise hinterlegt, anhand derer sie in Russland ausgeforscht werden konnten. Mitarbeiter des Landeskriminalamtes Wien und des Bundeskriminalamtes hatten die beiden in Moskau tagelang observiert, schließlich wurden sie verhaftet. Inzwischen sind die österreichischen Beamten wieder nach Österreich zurückgekehrt.

Die Ermittler gingen von Beginn an davon aus, dass sich die Hintergründe der Tat in Russland abgespielt haben, da das Opfer dort zahlreiche Klienten hatte. Sein Name fiel vor Jahren in einem Fall um einen Anlegerbetrug in Russland, wo Privatanleger um hohe Geldsummen geprellt wurden. Nach seiner Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien wurde festgestellt, dass sein Name allerdings missbräuchlich verwendet worden ist. Dennoch sollen mehrere Forderungs- und Drohschreiben in der Kanzlei des Wirtschaftsanwaltes eingegangen sein. (ab, fern, spri, DER STANDARD, 17.8.2012)