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Biotechnologie und Patentwesen: Eine Wifo-Studie besagt, dass große Unternehmen gegenüber KMUs im Vorteil sind.

Foto: AP/Keystone, Laurent Gillieron

Wien - Heimische Klein- und Mittelbetriebe (KMU) im Bereich Biotechnologie sind bei Patentanmeldungen gegenüber großen Unternehmen benachteiligt. Das zeigt eine im Auftrag des "Biopatent Monitoring Komitee" erstellte Studie des Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Noch relevanter dürften die Größenvorteile im Falle der Durchsetzung von Patenten sein - ein Thema, dem in Zukunft größere Beachtung geschenkt werden sollte, empfiehlt das Wifo.

Die Wifo-Studie wurde in dem kürzlich dem Nationalrat vorgelegten Bericht des "Biopatent Monitoring Komitees" veröffentlicht. Untersucht wurden darin die wirtschafts- und forschungspolitischen Implikationen der Umsetzung der EU-Biopatentrichtlinie im österreichischen Patentgesetz. Der Untersuchung zufolge hat jedes Biotechnologie-Unternehmen in Österreich im Schnitt 1,9 Erfindungen pro Jahr zum Patent angemeldet. Österreich liegt damit über dem europäischen Durchschnitt und hatte von 2007 bis 2009 einen Anteil an allen weltweit erteilten Biotechnologie-Patenten von 0,8 Prozent. Der technologische Vorteil für Österreich sei dadurch signifikant gesteigert worden, stellt der Bericht fest.

"Erhöhte Rechtssicherheit durch Biopatentrichtlinie"

Das Wifo kam weiters zum Schluss, dass die aufgrund eines zu umfassenden Schutzes geistigen Eigentums durch die Biopatentrichtlinie befürchteten negativen Auswirkungen auf die Wirtschafts- und Forschungstätigkeiten nicht eingetreten seien. Die Umsetzung der Richtlinie habe die Rechtssicherheit für Biopatente erhöht und damit auch Anreize für Investitionen geschaffen.

Der Bericht des Komitees sieht Österreichs Biotechnologie-Branche im "Aufschwung auf wissenschaftlicher wie auf wirtschaftlicher Ebene". Dies habe "dem Land einen prominenten Platz auf der europäischen Landkarte der Lebenswissenschaften verschafft". 2011 waren hierzulande 113 biotechnologische Unternehmen mit rund 11.000 Mitarbeitern tätig, von denen 7.300 mit biotechnologischen Tätigkeiten im engeren Sinn befasst waren. Der Umsatz der Unternehmen betrug 2010 etwa 3 Mrd. Euro.

F&E-Investitionen

Wie forschungsintensiv die Branche ist, zeigen die 173 Mio. Euro, die Biotech-Unternehmen 2010 in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert haben. Rechnet man in diesem Bereich tätige Forschungsinstitute hinzu, die wie Unternehmen geführt werden, steigt die Summe der F&E-Ausgaben auf 608 Mio. Euro. Damit deckt der Biotech-Sektor mit nur 0,5 Prozent der Beschäftigten 12,5 Prozent der Unternehmens-Ausgaben für F&E ab.

Wie jung die Branche ist, zeigt das Durchschnittsalter der Unternehmen von sieben Jahren. Geprägt ist die Landschaft durch Klein- und Mittelbetriebe (KMU): Fast die Hälfte der Betriebe (46,8 Prozent) haben weniger als zehn Beschäftigte, 44,2 Prozent beschäftigen zwischen zehn und 50 Mitarbeiter. Der Frauenanteil in den Biotech-Betrieben ist mit 56 Prozent fast viermal so hoch wie im Durchschnitt aller forschenden Unternehmen.

Hintergrund

Das "Biopatent Monitoring Komitee" wurde 2005 nach Umsetzung der EU-Biotechnologie-Richtlinie eingerichtet. Es hat u.a. die Auswirkungen der Richtlinie auf verschiedene Bereiche wie Menschenrechte, Tiere, Pflanzen, ökologische Systeme, Konsumentenschutz, Landwirtschaft und Interessen der Entwicklungsländer zu prüfen. Hier wurden in dem nun vorgelegten Bericht - der bisher dritte des Komitees - keine negativen Auswirkungen registriert. (APA, 16.8.2012)