Hauptsache, die Ästhetik stimmt: Der inoffizielle dänische Fahrradbotschafter Mikael Colville-Andersen begann  mit "Facehunting" in der Bike-Schickeria Kopenhagens und sammelte Bilder von schicken Menschen auf ihren schicken Fahrrädern. Das Konzept, den Trend zum Fahrradfahren mit einem Fashionblog anzufachen und die Menschen vom Auto wegzubewegen, ging auf. Inzwischen wurden für mehrere Dutzend Städte eigene Blogs gegründet und ein Best-of in Buchform veröffentlicht.

Beim ersten Durchblättern von "Cycle Chic" scheint es, als mache allein das Besteigen eines Fahrrads sexy und stylish. Wer allerdings zum "Cycle Chic" dazugehören möchte, sollte nicht nur ein Retro-, Fixie oder Rennrad fahren, sondern auch das äußere Erscheinungsbild auf Colville-Andersens Manifest abstimmen.

Foto: mikael colville-andersen/cycle chic

Das erste der zehn formulierten Ziele lautet: "Ich verpflichte mich dem Cycle Chic und werde stets Stil vor Geschwindigkeit wählen."

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"Ich werde stets mit Anmut, Eleganz und Würde fahren." Pragmatismus spielt auf dem Sattel also eine Nebenrolle.

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"Ich werde danach streben, dass der Gesamtwert meiner Kleidung immer den Wert meines Fahrrads übersteigt." Glücklicherweise kommen schicke Räder meistens aus zweiter Hand.

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"Ich werde meine Accessoires in Einklang mit den Standards der Fahrradkultur wählen und, wo möglich, Kettenschutz, Ständer, Rockschutz, Schutzbleche, Klingel und Korb anbringen."

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"Niemals will ich jegliche Form von Fahrrad-Funktionskleidung tragen oder besitzen." Ein besonders streng gemeinter Paragraf. Allerdings, so Colville-Andersen im derStandard.at-Gespräch, seien Helme und Sportkleidung oftmals das Argument, weshalb viele Menschen nicht mit dem Rad zur Arbeit fahren wollen. Das Fahrradfahren ansich dürfe also keine Umstellung der Garderobe bedeuten.

Foto: mikael colville-andersen/cycle chic

"Ich wähle ein Fahrrad, das meine Persönlichkeit und meinen Stil reflektiert."

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"Ich werde die Verkehrsregeln respektieren." Rowdys gelten eben nicht als besonders elegant. An roten Ampeln kann man außerdem vortrefflich posieren.

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"Ich stehe zu meiner Verantwortung, visuell zu einer ästhetisch ansprechenden urbanen Landschaft beizutragen." Das ist beim Autofahren sicherlich schwieriger, zumal man dabei nicht so exponiert ist wie auf dem Sattel.

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"Ich bin mir bewusst, dass meine Präsenz in besagter Landschaft andere inspirieren wird, ohne dass ich als "Fahrradaktivist" gelabelt werde." Die Mädels auf dem Bild haben sich für die Critical Mass - eine Fahrraddemo, die monatlich in vielen Städten der Welt stattfindet - in San Francisco aufgehübscht. Im Alltag auf dem Fahrrad gut auszusehen soll laut Colville-Andersen schon etwas bewirken.

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"Ich werde mein Fahrrad als Transportmittel und Bereicherung meines persönlichen Stils betrachten, aber niemals erlauben, dass es mir die Schau stiehlt." Das Manifest erstellte der Blogger allerdings erst nach Aufkommen der Cycle Chic Bewegung und "with a dash of playfulness".

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Wie in vielen Modeblogs sind auf copenhagencyclechic.com und in dem Buch "Cycle Chic" die Männer unterrepräsentiert.

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Im Prinzip paaren sich bei der Cycle Chic-Bewegung Mode- und Umweltbewusstsein. Für beides ist Kopenhagen bekannt. Die Bewegung existiert inzwischen in vielen anderen Großstädten mit aktuell 58 Blogs, darunter einer für Wien und einer für Graz. (Maria von Usslar, derStandard.at, 27.9.2012) 

Mikael Colville-Andersen
Cycle Chic

Prestel Verlag 2012
288 Seiten, 20,60 Euro

Foto: mikael colville-andersen/cycle chic