Bild nicht mehr verfügbar.

Durch einen "koordinierten Schlag, einschließlich einem noch nie dagewesen Cyber-Angriff", solle das iranische Regime "vollständig gelähmt" und ihm die Fähigkeit genommen werden, "zu wissen, was innerhalb der Landesgrenzen geschieht".

Foto: AP

Zusammen mit einem ausgeklügelten Cyber-Angriff soll ein Raketenhagel auf strategische Einrichtungen niedergehen. Hochrangige Militär- und Geheimdienstexperten würden gezielt getötet. Hunderte Cruise-Missiles würden Atomanlagen und andere Ziele angreifen. Zugleich würde Teheran jede Möglichkeit zum Gegenschlag genommen, weil das gesamte Internet und Stromnetz des Landes lahmgelegt wäre.

Israelisches Geheimpapier

So in etwa stellt sich die politische und militärische Führung Israels das Angriffsszenario auf den Iran vor - wenn es stimmt, was der als Geheimdienstexperte geltende US-Blogger Richard Silverstein über ein ihm zugespieltes israelisches Geheimpapier berichtet. Silverstein nennt es die "Werbebroschüre" von Israels Premier Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Ehud Barak für einen Iran-Krieg.

Durch einen "koordinierten Schlag, einschließlich einem noch nie dagewesen Cyber-Angriff", solle das iranische Regime "vollständig gelähmt" und ihm die Fähigkeit genommen werden, "zu wissen, was innerhalb der Landesgrenzen geschieht".

Zusammenfassung der Kriegspläne

Silverstein hat nach eigenen Angaben das israelische Dokument erhalten, das eine Zusammenfassung der Kriegspläne gegen den Iran beinhaltet. In seinem Blog "Tikun Olam" schreibt Silverstein, das Papier sei ihm von einer hochrangigen Quelle in Israel zugespielt worden, die es wiederum von einem ranghohen Militär erhalten habe.

Silverstein meint laut dem Internetportal "Ynet", diese Art von Dokument wäre ihm normalerweise nicht zugespielt worden, doch "dies sind keine normalen Zeiten. Ich fürchte, Bibi (Netanyahu) und Barak meinen es todernst." Man habe ihm das Dokument zukommen lassen, um die "Argumente und Pläne des doppelköpfigen Bibi-Barak-Kriegers" bekanntzumachen, so Silverstein. "Weder die Quelle in der Armee noch meine Quelle, praktisch niemand in einer wichtigen Position im Militär oder in den Geheimdiensten will diesen Krieg."

Reiner Technologie-Krieg

Netanyahu versuche die Militärführung davon zu überzeugen, dass Israel einen reinen Technologie-Krieg führen könne, in den relativ wenige Menschen involviert seien und dabei zu Schaden kommen könnten. Die Armee müsste nur mit wenigen Toten rechnen.

Allerdings lasse Netanyahus "Taschenspielertrick" außer Acht, wie ein wie auch immer gearteter iranischer Gegenangriff aussehen könnte. "Bibi" gehe davon aus, dass die mit allem Schnickschnack ausgestatteten neuen israelischen Wunderwaffensysteme die Fähigkeit des Iran zum Kriegführen lahmlegen würden. "Die Möglichkeit, dass das wirklich passiert, ist aber fast null", warnt Silverstein.

Laut dem Geheimpapier könnten die von israelischen Geheimdiensten jahrelang gesammelten Informationen dafür verwendet werden, die für das iranische Atomprogramm relevanten Experten und Kommandanten "komplett" auszuschalten.

Beispiellose Cyber-Attacke

Der Angriff auf den Iran soll demnach mit einer beispiellosen Cyber-Attacke starten, die das Internet, Telefonverbindungen, Kommunikationssatelliten und Glasfaserkabel lahmlegen würde, die von und zu sensiblen Einrichtungen führten, etwa zu den unterirdischen Raketenbasen in Khorramabad und Isfahan.

Dazu soll das gesamt Stromnetz des Iran lahmgelegt werden. Umspannwerke sollen durch Karbon-Fasern schwer beschädigt werden. Diese Fasern sind dünner als ein menschliches Haar und verursachen Kurzschlüsse. Um sie zu reparieren, müssen die betroffenen Teile komplett ausgetauscht werden. Diese Sisyphus-Arbeit soll durch einige Tage später abgeworfene Clusterbomben erschwert werden, ebenso durch später per Satellit ferngezündete Sprengsätze.

Raketen auf die Atomanlagen

Weiters sollen Raketen auf die Atomanlagen abgefeuert werden. Einige sollen oberirdisch zur Explosion gebracht werden, etwa am Reaktor in Arak, der mutmaßlich zur Plutoniumerzeugung dient. Weitere Ziele sind demnach die Konversionsanlagen in Isfahan, wo Uranoxid in gasförmiges Uranhexafluorid umgewandelt wird. Andere Raketen sollen unterirdisch explodieren, wie in der in einen Berg gebauten Anreicherungsanlage in Fordo. Nach der ersten Angriffswelle würden israelische Radarsatelliten Kriegsflugzeuge verdeckt zu Zielen im Iran leiten.

Selbst die verbündeten USA seien darüber nicht ins Bild gesetzt worden

Diese Flugzeuge sollen mit bisher der breiten Öffentlichkeit nicht bekannten elektronischen Waffensystemen ausgestattet sein. Selbst die verbündeten USA seien darüber nicht ins Bild gesetzt worden. Diese Ausrüstung würde die israelischen Flugzeuge "unsichtbar" machen, schreibt Silverstein. Sie würden die Silos angreifen, in denen die Langstreckenraketen vom Typ Shahab 3 und Sejil lagern, ebenso Einrichtungen zur Lagerung der Raketenbestandteile und Treibstoffe.

Silverstein weist aber darauf hin, dass der Iran in 31 Bezirke aufgeteilt sei, von denen jeder unter einem eigenen Kommando stehe und eigene Kontrolleinrichtungen besitze. "Israel wird daher nicht in der Lage sein, eine einzige Anlage außer Gefecht zu setzen und die Revolutionsgarden zu lähmen. Sie müssen 31 verschiedene Anlagensysteme ausschalten, was eine weitaus schwierige Aufgabe ist." (APA, 16.08. 2012)