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Immenser Wille zur Emsigkeit am linken Flügel: Christian Fuchs.

Foto: dapd

Robert Almer: Bis in die 20. Minute ließen die braven Kollegen nichts zu, was den Keeper beunruhigen musste. Dann galt es aber doch also fast aus dem Stand einzuschreiten und der Keeper streckte sich erfolgreich in einen sehr ordentlich angetragenen Schuss von Hamit Altintop. Auch das zweite Duell dieser beiden ging - wenn auch mit einer Portion Massel und bereits nach der Pause - an den Schlussmann, der einen Freistoß so gerade noch um die lange Stange fingerte. Insofern der Retter der Null. Bestätigte bisher Gezeigtes und wird wohl als Nummer eins designiert.

Sebastian Prödl: Prinzipiell aufmerksam, hält die Stellung mit Berechnung. Die Nahtstelle zum Nebenmann Pogatetz dehnte sich erstmals in der 22. Minuten bis zur Perforation, hinein stieß das Zuspiel auf Burak Ylmaz. Der düpierte sich allein vor Almer glücklicherweise in der Folge selbst. Nach einer halben Stunde folgte die exakte Wiederholung dieses unheilvollen Vorgangs, was zu denken geben sollte. Der Bremer abgesehen davon jedoch sehr eckig und bis ins Finale Gewehr bei Fuß: grätschte noch in der Nachspielzeit eine türkische Einschusshoffnung ohne Rücksichtnahme in Trümmer.

Emanuel Pogatetz: Kopfballkräftig wie man das kennt und auch zu ebener Erde kaum zu überwinden. Alles in allem überzeugend. Taktisches Foul der Manier Hausmarke gegen Arda Turan, welcher nach dem reschen Rempler eine Auszeit nehmen musste (38.). Doppelt vier Minuten später in ähnlicher Münze nach, was den Gegner trotzdem leicht auf die Palme brachte. Verlor in der 67. Minute Tunay Torun aus den Augen, der sich davonstahl und ideal in Vorlage gebracht auch formvollendet an Almer vorbeitrickste. Danach scheitern mit Pech. Das war der dritte unheilvolle Vorgang im Rücken der inneren Zwei. 

György Garics: Ordentlich bis unauffällig. Nach der verblüffenden österreichischen Anfangsviertelstunde defensiv sehr eingedeckt und vermutlich aus diesem Grund offensiv unsichtbar. 

Markus Suttner: Entschlossenes Abdampfen nach einem frühen Ballgewinn ließ große Hoffnungen ob einer solchen Zielgerichtetheit sprießen (8.). Trotz eines folgenden unpräzisen Zuspiels in die Mitte. Danach verhaltener, ließ immerhin wenig zu. An diesem Abend ein durchaus verlässliches linkes Glied in österreichs Abwehrkette.

Veli Kavlak: Bekam vom gepressten türkischen Keeper einen Appetithappen serviert, der sich gewaschen hatte und verspeiste diesen mit einem genussvollen Schupfer ins verwaiste Gehäuse formvollendet (4.). Was für ein formidables erstes Teamtor im 18. Anlauf. Als Ab- und Aufräumer vor der Abwehr allerdings mit Fortgang der Partie nicht wirklich fleckenlos. Als potentielle Umschaltdrehscheibe oft zu hektisch.

Julian Baumgartlinger: Im Agieren leider nicht so lobenswert wie zunächst im Reagieren. Ließ sich wie die gesamte ÖFB-Elf immer weiter zurückdrängen und konnte wie sein Nebensechser seine Hintermänner trotz nie erlahmenden Bemühens nicht mehr ausreichend entlasten. Phasenweise immense Ballverlustquote. 

Andreas Ivanschitz: Souverän vom Punkt. Elfer geht in Österreich also auch anders. Ähnliche Ruhe und Kaltblütigkeit wäre seinem übrigen Spiel zu wünschen. Stand wie sein Flügelkollege auf der anderen Seite relativ tief, was die offensiven Wege beider deutlich verlängert und das Gefahrenpotential des Mainzers entsprechend nivellierte. Versuchte wiederholt Körperlichkeit zu demonstrieren.

Zlatko Junuzovic: Erste Balleroberung des diesmal zentral aufgebotenen Bremers an der Schwelle zur zweiten Minute. Gab damit quasi das Thema der ersten, so beeindruckenden Spielphase vor. Von einer in Schärfe ihn erreichenden Ivanschitz-Hereingabe leicht überrascht und folglich am Goal vorbei weiterleitend. Kann in der Folge dem Spiel der Österreicher aber ebensowenig Ruhe und Struktur verleihen wie seine Nebenmänner. 

Christian Fuchs: Das Mittelfeld-Experiment, das keines ist und bestenfalls halb gelang. Immenser Wille zur Emsigkeit am linken Flügel, besonders bemerkenswert auch in ihrer Ausprägung als Unterstützung des Kollegen hinter sich. Rieb sich als solcher zusehends auf, obwohl die so erzielte Verdichtung defensiv manchmal brauchbar aussah. Rechtes Intermezzo im Wechsel mit Ivanschitz nach einer halben Stunde. Kam trotz seiner diesmal vergleichsweise vorgeschobenen Position nie dazu, seine gefürchteten Vorstöße mit Flankenabschluss zu unternehmen.

Martin Harnik: Bestürmte den türkischen Tormann Fehmi Günok und leistete damit indirekt die Vorarbeit zur österreichischen Führung. Nicht viel später links herunter zu schnell für seinen Verfolger. Konnte in der Folge vom Keeper nur grob regelwidrig vom Ball getrennt werden und war somit auch für das zweite Goal maßgeblich mitverantwortlich. Nach diesen beiden Paukenschlägen wird ihm der Schlögel allerdings zunehmend verweigert. Sah kaum noch Bälle, weil das Team nur mehr im Ausnahmefall in solchen Besitz geriet und im Ernstfall noch weniger demit anzufangen wusste.

Guido Burgstaller: Kam erst spät für den Kapitän Fuchs (84.) und war doch beinahe ein Traum. Ebnete mit seiner ersten Berührung um ein Haar den Weg zum 3:0, doch der ebenfalls eingewechselte Jakob Jantscher (statt Ivanschitz) trägt zu hoch an. Augenblicke später köpfelte der einsame grün-weiße Bannerträger aus nächster Nähe dem herbeifliegenden Günok ans Bein.

Das übrige frische Blut namens Christoph Leitgeb (für Junuzovic, ab der 72.), Rubin Okotie (für Harnik, ebenfalls ab der 72.), sowie Yasin Pehlivan (für Baumgartlinger, ab der 90.) fiel nicht mehr weiter ins Gewicht. Vielleicht noch bemerkenswert: Alle Eingriffe des Teamchefs Marcel Koller fielen strukturkonservativ aus, Österreichs System blieb in diesem Test bis zum Ende unverändert. (Michael Robausch, derStandard.at 15.8. 2012)