Wien/Graz - In der Personalauswahl für seine neue Partei vertraut Frank Stronach ganz offensichtlich seiner heimatlich-steirischen Scholle: Aktuelle Nummer zwei hinter Stronach ist dem Vernehmen nach die obersteirische Landwirtin und Mentaltrainerin Waltraud Dietrich.

Dietrich war bis 2005 Klubobfrau der FPÖ im steirischen Landtag und Sympathisantin des Knittelfelder "Putsches" 2002 in der Partei, die zum Rücktritt der damaligen FPÖ-Regierungsmitglieder und zum Bruch der schwarz-blauen-Koalition geführt hat.

In den letzten Wochen, seit Stronach angekündigt hatte, eine neue Partei unterstützen zu wollen, hatten sich dem Vernehmen nach rund 800 Bewerberinnen und Bewerber aus ganz Österreich bei Stronach gemeldet. Waltraud Dietrich war eine unter ihnen, Stronach fand offenbar Gefallen und holte sie an seine Seite. Dietrich soll jetzt wesentlich am Aufbau der neuen Partei mitwirken.

Die ehemalige FPÖ-Politikerin bestätigte am Montag dem Standard, dass es mit Stronach "Gespräche gab und gibt". Mehr gebe es dazu nicht zu sagen, es gebe auch "noch keine Funktionen". Dietrich, die vor sechs Jahren wegen des "Strache-Kurses" aus der FPÖ ausgetreten ist, zeigt sich von Stronach "begeistert": "Ich kenne keine Persönlichkeit, die weltweit so viel geleistet hat. Stronach will für sich ja nichts, sondern nur Österreich etwas zurückgeben."

Neben Dietrich sollen sich vor allem zahlreiche "ÖVP-Enttäuschte" für eine Mitarbeit gemeldet haben. Darunter einige "durchaus ernstzunehmende Persönlichkeiten", heißt es.

Ein Altpolitiker, dem schon mehrmals ein Wiedereinstieg in die Politik nachgesagt wurde, ist der ehemalige steirische ÖVP-Landesrat Gerhard Hirschmann. Zu jetzigen Gerüchten, er werde ebenfalls bei der neuen Strochach-Partei andocken, sagte Hirschmann im Standard-Gespräch: "Ich habe zwar in den letzten Wochen mehrmals Einladungen für eine Kandidatur von verschiedenen Seiten bekommen - aber Frank Stronach hat nicht mit mir gesprochen." Und wenn doch, wenn Stronach anklopft? Hirschmann: "Ahh ... kein Kommentar."

Auch wenn Politologen mutmaßen, dass die neue Stronach-Partei in erster Linie der FPÖ und dem BZÖ schaden könnte, zeigen sich die Sprecher beider Parteien demonstrativ gelassen. Wähler werden weiter zum "Schmied" FPÖ und nicht zum "Schmiedl" Stronach gehen, gibt sich FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl zuversichtlich. Er sieht in Stronachs Partei ein "Strohfeuer" und "keine Gefährdung".

Auch das kleine BZÖ zeigt keine Angst. Stronach habe "eine sehr gute Vergangenheit, das BZÖ eine sehr gute Zukunft". (Walter Müller, DER STANDARD, 14./15.8.2012)