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Cameron hat einen Sonderbeauftragten.

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Faymann hat keinen Sonderbeauftragten.

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Struktur und Förderung des Sports in Österreich.

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London/Wien - "Ich bin der Meinung, dass es zur täglichen Turnstunde kommen muss. Ich hatte schon vorsichtige Gespräche mit der Bildungsministerin. Es stimmt, alle Sportminister oder Staatssekretäre haben verkündet, dass sie dieses Thema anpacken werden. Auch ich verkünde es. Ich will Übergewichtigkeit bekämpfen, Gesundheitsvorsorge betreiben." Das hat Österreichs Sportminister Norbert Darabos nicht etwa zum österreichischen Olympia-Abschneiden in London. Sondern er sagte es schon im Dezember 2008, zu seinem Antritt als Sportminister und im Interview mit dem Standard.

Nun, es hat sich nicht sehr viel verändert in den bald vier Jahren. Kurz gab es die Hoffnung, Darabos könnte seine Ministerkollegin Schmied (beide SPÖ) wirklich ins Boot holen. Im November 2009 präsentierten sie gemeinsam ein Konzept mit dem Ziel, mehr Sport und Bewegung in Kindergärten und Schulen zu bringen. Dazu sagt Darabos jetzt nicht viel mehr als: "Es gibt einige Aktionen." Er sagt auch: "Die tägliche Turnstunde fordere ich immer noch." Aber er sei auf sich allein gestellt, brauche nicht nur Schmieds Unterstützung, sondern auch jene von Gesundheitsminister Alois Stöger.

De facto würde Darabos wohl die Unterstützung des Regierungschefs brauchen. Doch deutet wenig darauf hin, dass Werner Faymanns Sportinteresse über Besuche von Länderspielen, Schladminger Nightraces und von Österreich-Haus-Eröffnungen hinausgehen könnte.

Diskussionen über den Schulsport gibt es auch in Großbritannien. Hier hatte die Regierung zunächst eine Kürzung der Turnstunden ins Auge gefasst, doch angesichts öffentlicher Kritik daran und angesichts der olympischen Erfolge hielt Premierminister David Cameron fest: "Wir brauchen mehr Wettkampfsport in den Schulen." Und Cameron ernannte Sebastian Coe, den OK-Chef der Spiele, zum Sportbeauftragten der Regierung. Coe soll ein ambitioniertes Programm umsetzen, eine langfristige gesellschaftliche Strategie entwickeln. Dazu wird in den nächsten fünf Jahren eine Milliarde Pfund (1,27 Milliarden Euro) flüssig gemacht.

Laut Cameron soll zur Förderung des Jugendsports ein funktionierendes Vereinssystem aufgebaut werden. Kinder müssten lernen, im Team zu spielen, in der Gemeinschaft das Gefühl von Siegen kennenlernen, aber auch die Fähigkeit erwerben, mit Niederlagen umzugehen. Die Spiele seien ein "gewaltiger Schub" für das Selbstbewusstsein Großbritanniens gewesen, sagte Cameron. "Wir haben gezeigt, dass wir ein Land sind, das nicht nur verlässlich ist, sondern das dabei auch noch glänzen kann." Die Briten hatten bei ihren Heimspielen ihr bestes Olympia-Ergebnis seit 100 Jahren abgeliefert und dabei 29 Gold-, 17 Silber- und 19 Bronzemedaillen geholt.

Österreich holte 29 Gold-, 17 Silber- und 19 Bronzemedaillen weniger als Großbritannien. Wohl auch deshalb ist die Reaktion eine andere. Werner Faymann hat keinen Sonderbeauftragten ernannt, der eine gesellschaftliche Strategie entwickeln könnte. Natürlich wird gestritten - darüber, wer künftig für die Verteilung diverser Fördergelder zuständig sein soll. Peter Wittmann, SPÖ-Parteikollege von Darabos und Chef der Bundes Sport Organisation (BSO), sagte gestern zur Austria Presse Agentur: "Der Auftritt von Darabos war unprofessionell." Und wenig später sagte er: "Von mir wird es kein böses Wort auf persönlicher Ebene geben. Schuldzuweisungen bringen nichts, wir sitzen ja alle im gleichen Boot." (Fritz Neumann, DER STANDARD - 14.8. 2012)