Graz - Als vor rund 200 Millionen Jahren an der Grenze zwischen Trias und darauf folgendem Jura der globale Superkontinent Pangea auseinanderbrach und massive Vulkanausbrüche riesige Mengen an Kohlendioxid (CO2) und Schwefeldioxid (SO2) freisetzten, ging dies mit einem weltweiten Massensterben der Tier- und Pflanzenwelt zu Land und Wasser einher. Ein düsteres Bild der Küstengewässer im frühen Jura zeichnet ein Team von Geowissenschaftern der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), der Universität Graz und der Goethe-Universität Frankfurt in ihrer jüngsten Publikation in "Nature Geoscience".

Das Team unter der Leitung von Sylvain Richoz, der auch an der Universität Graz lehrt, versucht die damaligen Veränderungen des Ökosystems zu rekonstruieren. Zuletzt haben die Forscher über fossile Pigmente erhöhte Konzentrationen von sogenannten grünen Schwefelbakterien in 200 Millionen Jahre alten Sedimentproben nachgewiesen. Das Vorhandensein dieser Mikroorganismen verweise auf fundamentale Änderungen in den Ökosystemen der küstennahen Gewässer, teilte die Universität Graz am Montag mit.

Geruch nach faulen Eiern

"Der Ozean muss im frühen Jura durch die Schwefelbakterien nach faulen Eiern gestunken haben", so Studienautor Sylvain Richoz. Diese Bakterien können ohne Sauerstoff auskommen und gedeihen besonders gut, wenn reichlich Schwefelwasserstoff vorhanden ist. "Die molekularen Überreste der grünen Schwefelbakterien, die wir jetzt in schwarzem Schiefer bei Bohrungen in Norddeutschland und Luxemburg gefunden haben, vermitteln ein düsteres Bild der Küstengewässer unmittelbar nach dem Massensterben", ergänzte Bas van de Schootbrugge vom Institut für Geowissenschaften in Frankfurt. Sein Team hatte bereits 2009 das Artensterben an Land untersucht.

Die hohen CO2-Konzentrationen hätten zu globaler Erwärmung und einer verminderten Wasserzirkulation im Meer geführt, meinen die Experten. In Folge der hohen CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre haben sich - zeitgleich mit der Zunahme der grünen Schwefelbakterien - die Konzentrationen der roten und grünen Algen in Richtung grüner Algen-Arten verschoben: "Die rauen Bedingungen, die nach dem Massensterben in den Küstenregionen herrschten, erklären auch, warum die Lebewesen am Meeresboden so lange brauchten, um sich zu erholen", so Richoz. "Beispielsweise gab es im frühen Jura so gut wie keine Korallenriffe. Küstenregionen waren auch damals die Hotspots der Biodiversität. Lange, sauerstoffarme Phasen beeinträchtigten ihre Regeneration."

"Totzonen"-Bereiche in heutigen Ozeanen

Für die Zukunft der Erde sind diese Befunde insofern relevant, als "Totzonen"-Bereiche, in denen der Ozean keinen Sauerstoff enthält, in letzter Zeit unter dem Einfluss des Menschen zunehmen. Globale Erwärmung und Umweltverschmutzung gelten heute als Hauptursachen. Beunruhigend sei, "dass die Freisetzung großer Mengen CO2 an der Trias-Jura-Grenze so lang anhaltende Effekte auf die Biodiversität der Ozeane hatte", gibt Richoz zu bedenken. (APA, 13.8.2012)