Am Dienstag wurde das erste Ultraschallfoto vom Elefantennachwuchs präsentiert.

Foto: Tiergarten Schönbrunn

Wien - "Operation Frozen Dumbo" war ein Erfolg auf ganzer Linie: Die 26-jährige Afrikanische Elefantenkuh Tonga aus dem Wiener Tiergarten Schönbrunn wurde als erster Elefant erfolgreich mit Tiefkühlsperma befruchtet. Heute ist sie im neunten Monat trächtig. Zoodirektorin Dagmar Schratter sprach am Dienstag bei einer Pressekonferenz von einem "Meilenstein für den Artenschutz" und präsentierte stolz ein erstes Ultraschall-Bild. Vater ist ein freilebender Bulle aus Südafrika.

Das Foto wurde am Tag 141 der Trächtigkeit bzw. am 18. April 2012 aufgenommen. Der klar als Elefant erkennbare Fötus hatte zu diesem Zeitpunkt eine Länge von 10,6 Zentimeter. Mittlerweile dürfte er rund 20 Zentimeter groß sein. Die Besamung selbst fand im November 2011 im Tiergarten Schönbrunn statt - aber das war nur ein Teil der aufwändige Aktion, die intern "Operation Frozen Dumbo" genannt wurde.

Absamung und Vorteile von Tiefkühlsperma

Um an das Sperma des freilebenden Bullen aus dem Phinda Private Game Reserve zu kommen, musste dieser betäubt und via Elektro-Ejakulation abgesamt werden. Das Prinzip stammt aus der Humanmedizin und wird vor allem bei Querschnittslähmung eingesetzt. Das Risiko sei "sehr, sehr gering" gewesen, und man habe im Zuge der Vollnarkose auch gleich wichtige Untersuchungen durchgeführt, erläuterte Veterinär Frank Göritz. Bis dato wurde zwar bereits künstlich mit frischem und gekühltem Sperma befruchtet, durch die Tiefkühlung kann der optimale Zeitpunkt für die Besamung aber viel flexibler gewählt werden.

Die Verwendung von gefrorenem Samen erspart einen enormen logistischen und finanziellen Aufwand: "Bei einer Besamung mit frischem Samen muss einem Elefantenbullen an einem entfernten Ort, oft mit großem Zeitunterschied, Sperma entnommen und dieses dann zur zu dieser Zeit fruchtbaren Elefantenkuh geflogen werden. Gefrorener Samen kann hingegen aufbewahrt und zum optimalen Zeitpunkt für eine Besamung verwendet werden", erklärte Harald Schwammer, Zuchtbuchkoordinator für Afrikanische Elefanten und stellvertretender Direktor im Tiergarten Schönbrunn, am Dienstag in einer Presseaussendung.

Die schonende Gefriermethode stammt von Thomas Hildebrandt, Leiter der Forschungsgruppe Reproduktionsmanagement am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW): "Bei Säugetierzellen ist das Gefrieren heikel, denn nicht jede Zelle verträgt einen Kälteschock von minus 196 Grad Celsius. Sie könnten durch die entstehenden Eiskristalle zerstört werden. Bei unserer Methode wird das Sperma nicht schlagartig, sondern stufenweise abgekühlt."

Bedeutung des Erfolgs

Das Projekt wurde vom Tiergarten Schönbrunn gemeinsam mit dem Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), dem Zooparc de Beauval und dem Pittsburgh Zoo verwirklicht. Die Bedeutung dieses wissenschaftlichen Erfolgs liege vor allem darin, dass derartige Nachzuchten einen wichtigen Beitrag zur Arterhaltung leisten, so die Spezialisten. Alle drei Elefantenarten sind in ihrem Bestand in der freien Wildbahn gefährdet - in den Zoos sollen derartige Aktionen den Genpool bereichern. Die Vermehrung der größten gegenwärtig lebenden Landsäugetiere der Welt in Tiergärten unterliegt Einschränkungen, weil es nur eine geringe Zahl von zeugungsfähigen Bullen gibt. Das Männchen-Weibchen-Verhältnis liegt bei rund 1:5, die genetische Vielfalt ist somit limitiert. (APA/red, derStandard.at, 14.8.2012)