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Wade Page (rechts)  mit Gesinnungsgenossen

Foto: EPA/ANTI-DEFIMATION LEAGUE

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Pages Freundin Misty Cook

Foto: EPA/ANTI-DEFAMATION LEAGUE HANDOUT

Musik war Wade Pages Leidenschaft. Laut, schnell, ekstatisch hatte er es am Liebsten. Gesungen hat der Kriegsveteran in seinen Bands Definite Hate und End Apathy von Hass und einer weißen Herrenrasse bevor er vergangene Woche sechs Menschen in einem Sikh Tempel in Oak Creek, Wisconsin, das Leben nahm.

Seine Musik zählte zum sogenannten "Hatecore" - dem Soundtrack der Neonazi-Szene. Die Bands mit ihren kahlgeschorenen Köpfen, den Hakenkreuz-Tätowierungen und den Hasstiraden gegen Juden, Schwarze und Immigranten bereiten den Behörden Kopfzerbrechen. Rund 140 hatecore Bands gibt es laut Anti-Defamation League in Amerika, berichtet der Boston Globe. Ihre Musik findet Anhänger unter Jugendlichen und gilt für viele als erster Kontakt zu Amerikas Neonazi-Szene.

Oldschool-Rassisten heißen Skinmusik willkommen

In den Neunziger Jahren haben Amerikas White Supremacists" Musik als ideales Rekrutierungsinstrument für sich entdeckt. 1999 kaufte der mittlerweile verstorbene Physikprofessor und Gründer der rechtsextremen Gruppe National Alliance, William Pierce, das Musiklabel Resistance Records. "Stellt euch nur vor, was wir mit Millionen orientierungslosen weißen Jugendlichen machen könnten, wenn uns MTV gehören würde", soll Pierce bei einer Konferenz der National Alliance 1998 gesagt haben.

Plötzlich war das Gebrüll der Skinheads nicht länger Proletenmusik, sondern lukratives Mittel zum Zweck um die ausgedünnten Ränge der old school Rassisten mit jungen wütenden Kahlköpfen zu füllen. Pierces Konzept ging auf. Laut Schätzungen setzt Resistance Records jedes Jahr mit Bands wie Angry Aryans und Iron Youth mehr als eine Million Dollar um.

Amerikas Rechte hat seit Obamas Amtsantritt 2008 einen enormen Aufschwung erfahren, meldet die Bürgerrechtsorganisationen Southern Poverty Law Center in ihrem aktuellen Bericht. Zurzeit gebe es 1,018 "Hassgruppen" in Amerika (wobei die Hassobjekte variieren können, von Homosexuellen über Immigranten bis hin zu Obama-Anhängern). Die meisten Gruppierungen seien der Patriot Movement zuzurechnen, die die Legitimität des Staates nicht anerkennen und die Regierung als ihren Hauptfeind betrachten. In den Neunzigern sorgten Anhänger der Bewegung für diverse Bombenanschläge in den USA, darunter der Anschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City 1995, bei dem 168 Menschen ums Leben kamen.

Attentäter Timothy McVeigh holte sich damals Inspiration bei einer ganz besonderen Lektüre: den Turner Diaries, einem Roman in dem Neonazis die US-Regierung stürzen, Schwarze, Juden und Nicht-Weiße töten und eine weiße Weltordnung ausrufen. Das Buch gilt als Bibel für Amerikas Rechte. Der Autor ist kein Unbekannter: Musiklabelbesitzer William Pierce. (Solmaz Khorsand, derStandard.at, 13.8.2012)