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IOC-Präsident Jacques Rogge (70) beendete seine letzten Spiele.

Foto: Reuters/Helgren

Unsereins Halb- bis Ungebildeter kann natürlich nicht wissen, ob man zu so einem, wie Mijnheer oder Monsieur Jacques Rogge ist, "Graaf" zu sagen hat oder eher "Comte". Aber wahrscheinlich ist es eh wurscht, weil das Beste, das man über den seit 2001 amtierenden IOC-Präsidenten sagen kann, das ist, dass er nicht Juan Antonia Samaranch war und ist, der Olympia und seine Idee nicht bloß verkauft, sondern darüber hinaus auch verraten hat.

Jacques Rogge, der 1968, 1972 und 1976 olympisch gesegelt ist und nebstbei auch im belgischen Team gerugbyt hat, war als Präsident des mächtigsten, gleich ganze Länder schwer beeindruckenden Verbandes auch ein Ruderer: Er ruderte von Samaranch ordentlich zurück. Jedenfalls, und das sollte man nicht vergessen: Nach dem Spanier, der dem Faschisten Franco als Sportminister den Diener gemacht hat, ist es nicht noch schlimmer geworden.

Jacques Rogge suchte - jedenfalls erweckte er diesen Eindruck - im Irrsinn des sportiven Business immer noch den Sport. Dass ihm das nicht leichtfiel, ja misslang, konnte man von Athen über Peking bis London miterleben. Das aber lag irgenwie eh auf der Hand. Das vom Faschisten Samaranch in die Welt hineinfabulierte olympische Motto - viel, vieler, ganz viel - hat er zumindest zu beschränken versucht. Nicht mehr als 10. 000 Athleten sollten etwa olympisieren. (Klar, da sind auch Touristen mit dabei, um schöne Medaillenfeiern zu haben, erheischt es ja eine dumbe Plebs.)

Dass Jacques Rogge, Chirurg und seit 2002 tatsächlich Graaf oder Comte, an seinem Vorhaben grandios gescheitert ist, sollte ihm nicht angerechnet werden. Der Vater zweier Kinder scheiterte nämlich am Geist der Zeit, der über so anachronistische Vorstellungen, dass etwas, das von der Börse nicht bewertet wurde, dennoch Wert haben kann, in regelrechte Rage geraten kann. Im September 2013 endet Rogges Amtszeit. Eine Wiederwahl des Graafen oder Comte ist statutarisch ausgeschlossen. (Wolfgang Weisgram - DER STANDARD, 13.8. 2012)