Staatssekretär Kurz: "Jeder Zuwanderer muss seinen Beitrag leisten, gleichzeitig ist es die Pflicht der Aufnahmebevölkerung, eine Willkommenskultur entstehen zu lassen."

Foto: Christian Fischer

STANDARD: Kanada legt Wert auf eine Willkommenskultur. Was kann Österreich da lernen?

Kurz: Das Spannende an Kanada ist, dass die Leute nicht darauf schauen, woher jemand kommt, sondern was er kann. Sie suchen sich die besten Köpfe aus und haben ein Zuwanderungssystem, das auf Qualifikation und Sprache aufbaut. So bekommen sie sehr leistungsbewusste Zuwanderer ins Land. Genau das brauchen wir auch. Jeder Zuwanderer mus seinen Beitrag leisten, gleichzeitig ist es die Pflicht der Aufnahmebevölkerung, eine Willkommenskultur entstehen zu lassen.

STANDARD: Wo fehlt Unterstützung?

Kurz: Unser Bildungssystem ist alles andere als tauglich, um junge Migranten Deutsch zu lehren. Man lässt die Lehrer mit diesen Problemen oft allein, und man hat aus einer falsch verstanden Toleranz heraus in Österreich lange geglaubt, es funktioniert, wenn man Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen einfach in den Regelunterricht dazusetzt und den Rest dem Zufall überlässt. Doch das ist nicht die Lösung. Wir werden auch weiterhin ein zweites Kindergartenjahr fordern nach dem Prinzip "Gratis für alle, verpflichtend bei schlechten Deutschkenntnissen".

STANDARD: Sie wollen auch das Thema Werte forcieren, wie kann das gehen?

Kurz: Wir arbeiten an der Erstellung der Rot-Weiß-Rot-Fibel. Zuwanderer sagen uns oft zu Recht: "Na ja, worin soll ich mich eigentlich integrieren?" Wir wollen, dass jeder, der nach Österreich kommt, schon an der Botschaft im Ausland darüber informiert wird, wie Österreich tickt. Ich glaube, dass Vielfalt vor allem dann funktionieren kann, wenn es eine gemeinsame Klammer gibt. Die kann Patriotismus sein, vor allem sind es unsere Grundwerte: Freiheit, Gleichstellung von Mann und Frau, unsere Demokratie, Religionsfreiheit und so weiter. (Andrea Heigl aus Kanada, DER STANDARD, 11./12.8.2012)