Es ist kein besonders ermutigender Befund. Die jeweils regierenden Politiker brauchen quasi immer ein paar hinter die Ohren, bevor sie anfangen zu tun, was eh schon jeder über die Jahre als grundvernünftig hingestellt hat. Aber diese Grundvernünftigkeit hat in der heimischen Politik auf allen Ebenen offenbar ihre Zuständigkeit eingebüßt.

Seit Jahr und Tag haben - z. B. nur - alle, die etwas davon verstehen, gebettelt, dass die Rechnungshöfe sich auch die Gemeinden anschauen dürfen. Der hauptsächlich ÖVP-dominierte Gemeindebund hat gebremst. Mit durchaus bedenkenswerten Argumenten. Allerdings sind diese Bedenken nie in eine ernstgemeinte Lösung eingearbeitet worden, sondern - wie in Österreich halt üblich - in eine Blockade. Der Kompromiss im vergangenen Jahr war: Gemeinden über 10.000 Einwohner dürfen geprüft werden, bis dahin war die Untergrenze 20.000. Fürs Burgenland - z. B. nur - heißt das: Nur Eisenstadt darf angeschaut werden.

Viel zu wenig, wie das Burgenland jetzt an dem gemeindeeigenen Gasversorger Begas erleidet, wo sich über Jahrzehnte die Privilegien zu einer Blase stauten. Ein einziger Seitenblick des Rechnungshofes hätte genügt, die Herren Vorstände zur allgemein verträglichen Ordnung zu rufen.

Das Burgenland will die Begas nun zum Anlass nehmen, der Selbstverständlichkeit des strengen Prüfens voranzureiten. Es steht zu hoffen, dass das Pferd auch gesattelt ist. Aber: Braucht's wirklich immer solche Watsch'n? (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 11.8.2012)