Der Briefträger bringt es künftig seltener persönlich.

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Wien - Bei der Post ist künftig mehr Eigeninitiative gefragt. Und wer es schnell haben will bei den Briefen und Paketen, besorgt es sich lieber selber. Für Georg Pölzl ist einer der Schlüssel zum Erfolg der Post die Selbstbedienung. Er werde weiter konsequent darauf setzen, sprich: entsprechende Zonen vor allem in österreichischen Ballungsräumen ausbauen, sagt der Post-Chef.

Täglich rund um die Uhr sollen die Dienstleistungen verfügbar gemacht werden, die persönlichen Kontakte zu Postlern sollen damit entbehrlich werden. Über Frankierautomaten etwa, oder Abgabe- und Empfangsboxen für Pakete. Von den Letzteren seien in Graz mittlerweile bereits 250 im Einsatz. Ähnliches sei nun in Wien und anderen großen Städten geplant. Denn das Paketaufkommen steigt, anders freilich als jenes der Briefe. Deren Verkehr bricht im Banne boomender Mails weiter ein. "Tun wir nicht so, als würde sich die Welt nicht verändern", sagt Pölzl - nicht ohne zuvor die Bedrohung für die traditionelle Post mit Verweis auf eine aktuelle Studie zu relativieren.

Das Ifes befragte dafür in Österreich 750 Privatkunden und 500 kleine wie mittlere Betriebe. Ergebnis: 41 Prozent der Unternehmen verschickten ihre Korrespondenz überwiegend auf Papier, die Hälfte teils elektronisch. Wichtige Dokumente wie Rechnungen und Verträge würden zu gut 66 Prozent nur auf Papier versendet.

Neues Vergütungsmodell

Für alle Briefträger startet mit kommendem Jahr ein neues Vergütungsmodell. Statt pauschal wird künftig nach Arbeitszeit abgerechnet. Zustellern wird damit kein bestimmtes Versorgungsgebiet mehr zugewiesen. "Wer früher fertig ist, geht heim, dieses Modell ist nicht mehr zeitgemäß", sagt Pölzl. Der Grund für die Umstellung sei jedoch keineswegs Lohnersparnis für die Post. Vielmehr gebe es Vorgaben des Gesetzgebers. Für seinen Konzern werde dies kostenneutral sein.

Seit Jahresanfang sank die Zahl der insgesamt fast 23.000 Vollzeitkräfte der Post um 269 Mitarbeiter. Im Schnitt werde es jährlich netto um 500 Arbeitsplätze weniger geben. Mit der Initiative, überzählige Postler in der Schulverwaltung unterzubringen, ist Pölzl zufrieden: Einen Wechsel gebe es mittlerweile. Zäh sei der Schritt von der Post zur Polizei. Alles in allem seien bisher 360 Postler in den Bundesdienst gewechselt.

Einmal mehr wurde im Sommer harsche Kritik an den Ferialjobs des teilstaatlichen Konzerns laut. Der SP-Abgeordnete Franz Riepl sprach angesichts der Entlohnung von 821 Euro brutto für 40 Stunden pro Woche von Dumpinglöhnen, was Pölzl zurückweist: Es spiele sich alles im gesetzlichen Rahmen ab. Die Post zahle, was auch andere Konzerne zahlten, es fehle zudem nicht an Leuten, die sich als Urlaubsersatz anbieten.

Besser verdient

Die börsennotierte Post verdiente heuer im ersten Halbjahr deutlich besser. Das Betriebsergebnis stieg um 13,5 Prozent auf mehr als 92 Mio. Euro. Der Umsatz erhöhte sich zugleich um 3,1 Prozent auf 1,17 Mrd. Euro. Der Cashflow und das Eigenkapital lagen ebenso über dem Vorjahrswert. Bis Jahresende soll es weiter leicht bergauf gehen, versprach Pölzl. Die Dividendenpolitik werde beibehalten. Zuletzt gab es 1,70 Euro je Aktie.

Betroffen ist die Post von der Insolvenz des Versandhändlers Neckermann. Die Ausfälle seien aber im Rahmen der getroffenen finanziellen Vorsorge, versichert Pölzl. Verlorene Volumina tauchten anderswo wieder auf, das habe der Quelle-Konkurs gezeigt. Auf vermehrte Überfälle auf Postämter werde mit geringeren Bargeldbeständen und mehr Videoüberwachung reagiert. (vk, DER STANDARD; 11.8.2012)