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Linz - In einer Umfrage des Linzer Marktforschungsinstituts "Spectra" wurden die ÖsterreicherInnen nach 2005 zum zweiten Mal zu Geschlechterrollen befragt. Es zeigt sich, dass sich traditionelle Rollenbilder im Vergleich zu 2005 verfestigt haben. Für Aufsehen sorgt das Ergebnis, dass immer mehr Frauen Gefallen an klassischen Rollenbildern finden. So meint etwa die Hälfte der Befragten, dass Haushalt und Kinder Frauensache sind und sich Männer um das Geldverdienen kümmern sollen. Der höchste Prozentsatz, nämlich 81 Prozent, ist sich darüber einig, dass ein Beruf für Frauen das beste Mittel ist, um unabhängig zu sein.

Zustimmung zu traditionellen Rollenbildern

Die Ergebnisse im Detail: Aussagen wie "Frauen sollten sich um Haushalt und Kinder kümmern", "der Beruf der Hausfrau ist erfüllend" oder "Männer sind für das Einkommen zuständig" stimmen knapp über 50 Prozent der Befragten zu.  Fast ein genauso großer Teil der Befragten lehnen diese Behauptungen ab.

Dass es Männer im Berufsleben leichter haben als Frauen denken 78 Prozent der Befragten. In den vergangenen sieben Jahren deutlich gestiegen - von 39 auf 50 Prozent - ist die Zustimmung zu der Aussage, dass das männliche Geschlecht beim logischen Denken und in der Technik begabter und daher manche Jobs für das weibliche nicht ausübbar sind. Die Spectra-Umfrage fand im März statt. In persönlichen Interviews wurden 1.000 repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 15 Jahren ausgewählte Personen befragt.

Halbe/Halbe: Realität versus Wunsch

86 Prozent sind der Meinung, dass sich Väter genauso um die Kindererziehung kümmern sollten wie Mütter. 71 Prozent der weiblichen und 49 Prozent der männlichen Befragten finden, dass Männer dabei nur den angenehmen Teil übernehmen. 73 Prozent der ÖsterreicherInnen sind der Meinung, dass berufstätige Frauen genauso ein herzliches Verhältnis zu ihren Sprösslingen haben wie Frauen, die nach der Geburt ihres Kindes zuhause bleiben. 70 Prozent stimmten der Aussage zu, dass ein Kleinkind wahrscheinlich darunter leidet, wenn beide Elternteile berufstätig sind. Nach Ansicht von 69 Prozent gehören Kochen und Saubermachen nicht nur in Frauenhände.

Befragt nach den eigenen Tätigkeiten im Haushalt entsprechen die Antworten den klassischen Rollenbildern: Frauen sind u.a. für alltägliche Hausarbeiten, Kochen, Wohnraumgestaltung, Lebensmittel- und Kleidungskauf sowie für die Betreuung der Kinder hauptverantwortlich. Dieses Ergebnis widerspricht sich nicht mit der überwiegenden Ansicht, dass Hausarbeit auch Männersache sei (siehe oben). Als Männerdomäne gelten Reparaturen im Haus, der Autokauf, Versicherungsabschlüsse und die Finanzen. Laut den StudienautorInnen fällt auf, dass sich die weiblichen Zuständigkeitsbereiche seit 2005 tendenziell ausgeweitet haben, die männlichen hingegen sind unverändert geblieben.

"... fest in den Köpfen verankert"

Im Bericht des Marktforschungsinstituts heißt es: "Die Ergebnisse indizieren, dass die tradierten Rollenbilder und die 'gelernten' geschlechtsspezifischen Zuweisungen noch fest in den Köpfen der Menschen verankert sind". Gleichzeitig sei das Selbstbewusstsein der Frauen gestiegen. Insbesondere jüngere Frauen wollen sowohl privat als auch beruflich erfolgreich sein, schreiben die Studien-AutorInnen. Von den Männern werde erwartet, dass sie ihren Teil dazu beitragen, etwa durch mehr Partizipation im Haushalt und in der Kindererziehung. (red, APA, dieStandard.at, 10.8.2012)