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Paul McCartney in Olympialaune. Am Sonntag soll er wieder singen.

Foto: Reuters/Rellandini

Sollen Lieder in den Fankurven von Sportstadien bestehen, bedürfen sie einer gewissen Schlichtheit. Schließlich sollen sie selbst unter Einfluss mehrerer Dünnbiere noch rezitabel sein. So betrachtet tat Paul McCartney das richtige, als er zur Eröffnung der Olympischen Spiele Hey Jude sang. Bot dieser Engtanzklassiker für schmusende Teenager mit der Silbenfolge "Nana nana nananana, nananana, hey Jude" doch allen Teilnehmern der Zeremonie die Gelegenheit, in den Chor miteinzustimmen. Und wie oft im Leben wird man noch mit Paul McCartney singen können?

Der 70-jährige Brite gilt als erfolgreichster Komponist aller Zeiten. Mehr als hundert Millionen Alben und noch einmal so viele Singles soll er verkauft haben. Er war einer der beiden Songschreiber der Beatles, für die er etwa Yesterday geschrieben hat, noch so ein Klassiker des Schmusens. Nachdem sich die Beatles 1970 getrennt hatten, ging's mit McCartney bergab. Er gründete eine der schrecklichsten Bands der 1970er-Jahre: The Wings. Zwar toppte deren Mull of Kintyre die britischen Charts, aber das ist DJ Ötzi auch passiert.

McCartney wurde musikalisch weitgehend vernachlässigbar, Vegetarier und zusehends wunderlich - ohne hier einen Zusammenhang unterstellen zu wollen. Sogar zum Ritter hat ihn die Queen geschlagen. Seitdem gilt er als Sir, auch wenn das seine Exfrau Heather Mills so nicht stehen lassen würde. Sie trennte sich von McCartney 2008, nicht ohne davor zwei Jahre lang öffentlich Schmutzwäsche zu waschen. Paul hat's überstanden, heute ist er mit Nancy Shevell verheiratet, mit ihr besuchte er mehrere Bewerbe bei den Spielen.

Spielen soll auch er nun wieder. Für das noch weitgehend geheim gehaltene Abschlussprogramm, heißt es von offizieller Seite, sei ein Auftritt von Sir Paul "erschreckend wahrscheinlich". Kein Wunder. McCartney bekam für die Eröffnung als Gage ein symbolisches Pfund. So billig gibt er's nicht oft. Da schlägt man gern zwei Mal zu. (Karl Fluch, DER STANDARD, 10.08.2012)