Die Grafik zeigt die Eisbedeckung der Arktis seit 1972 (September-Minimum) mittels Monatsmittelwerten von 1972 bis 2011 und Prognose für September 2012:

Die grüne Kurve zeigt eine gleichmäßige Abnahme der Eisbedeckung. Genauer beschrieben wird die derzeitige Entwicklung aber durch die rote Kurve, welche seit 2005 eine beschleunigte Abnahme der Eisbedeckung zeigt.

Grafik: UHH/KlimaCampus/Kaleschke

Meereis-Bedeckung am 6. August 2012 im Vergleich zu den Vorjahren. Die rote Linie zeigt den Mittelwert der Eisausdehnung der Jahre 1992 bis 2006 im August.

Grafik: UHH/KlimaCampus/Kaleschke

Eisforscher vom KlimaCampus der Universität Hamburg prognostizieren für September dieses Jahres die geringste jemals gemessene Eisbedeckung. Mit 4,1 Millionen Quadratkilometern würde die Fläche sogar noch das Rekordminus von 2007 (4,3 Mio. km²) deutlich unterschreiten und wäre der geringste Wert seit Beginn der Satellitenmessungen in den 1970er Jahren.

(Leider) Punktgenaue Prognose für letztes Jahr

Forscher aus aller Welt beteiligen sich alljährlich am so genannten Sea Ice Outlook, in dem sie mit unterschiedlichen Methoden das verbleibende Eisminimum abschätzen. Mit einer statistischen Prognose basierend auf aktuellen Satellitendaten traf das KlimaCampus-Team diesen Wert im vergangenen Jahr auf eine Nachkommastelle genau - die Eisfläche war auf 4,6 Mio km² geschmolzen.

Auffallend waren bereits die Ereignisse der vergangenen Monate, so die Eisforscher. Der Petermann-Gletscher kalbte einen gigantischen Eisblock, während die Eisoberfläche Grönlands beinahe komplett antaute. 

Sturm könnte Schmelzen beschleunigen

Zurzeit fege ein außergewöhnlich starker Sturm über die Arktis, der die Entwicklung noch kurzfristig beeinflussen kann: "Wenn der Sturm das Eis auseinandertreibt, würde die bedeckte Fläche auf den ersten Blick wieder größer erscheinen. Öffnungen, die dabei entstehen, könnten jedoch das Schmelzen anschließend beschleunigen", sagt Kaleschke.

Denkbar wäre auch, dass durch die Bewegung im Eis wärmeres Wasser aus tieferen Schichten nach oben gelangt. Dadurch könnte die Unterseite des Eises schneller abschmelzen, so der Eisforscher, und das September-Minimum noch extremer ausfallen als schon erwartet. (red, derStandard.at, 11.8.2012)