Tim Willits, Chef der Kreativabteilung von id Software, hat sich in einem Interview mit Penny Arcade zum Thema "PC vs. Konsolen" geäußert. Das Unternehmen würde am Liebsten "für immer PC-Spiele" produzieren, jedoch wäre das finanziell nicht möglich.
"PC only" lohnt sich nicht
"Wir würden PC-Spiele machen und in den Sonnenuntergang reiten, aber wir können nicht. Wenn man kein abonnement-basiertes Produkt hat, wäre es enorm schwer einen Toptitel zu machen, den es nur am Computer gibt", so der Entwickler. Er verweist auf die Einnahmen durch den im letzten Herbst veröffentlichten Titel "Rage". "Weniger als die Hälfte der Verkäufe waren PC-Versionen, den Großteil machten Xbox 360 und die PlayStation 3."
Mit der Übernahme durch Bethesda hat id Software laut Willits an Eigenständigkeit verloren. "Wir haben nicht mehr die Freiheit wie einst, der Markt spielt nicht mehr nach unseren Regeln." Ein Zustand, den er indirekt Firmengründer John Carmack ankreidet, der sich weiterhin dem geschäftsüblichen Prozedere verschließt.
Carmack als brillanter Realitätsverweigerer
Statt mit einer Technologie eine Reihe von Spielen zu entwickeln, ist Carmack ständig bemüht, neue Paradigmen durchzusetzen, was Zeit raubt. "Wir hätten Doom 3 auf Basis von Quake 3 und dann Doom 4 mit einer modifizierten Version machen können. Uund damit dann Rage 1 und dann Rage 2 mit id Tech 5. Wir könnten in der gleichen Zeit drei weitere Spiele veröffentlicht haben. So wie das alle anderen auch machen."
Das muss sich seiner Meinung nach künftig ändern. "Während das Team wächst und man alles abdecken muss, erwarten die Spieler immer mehr. Wir können nicht bei jedem neuen Spiel die alte Engine entsorgen, wie wir es in der Vergangenheit gemacht haben."
Trotz allem hat er über den Umgang mit Carmack, mit dem er mittlerweile seit 18 Jahren zusammenarbeitet, nur Gutes zu sagen. "Ihn um sich zu haben ist großartig. Er ist ein Visionär, er ist brillant und offen. Jeder kann mit ihm reden, er antwortet auf E-Mails, also darf ich mich sehr glücklich schätzen."
Weiter Schweigen zu Doom 4
Dass sich id nach wie vor kaum zur Entwicklung von "Doom 4" äußert, liegt an den Erfahrungen mit "Rage". "Was wir bei der Arbeit mit EA und Bethesda als Publisher gelernt haben ist, dass wir viel zu früh Sachen aus Rage hergezeigt haben", so Willits. "Ich war besorgt, dass die Leute die autobasierten Kämpfe nicht verstehen würden, also habe ich früh darüber geredet. Doch dass hat die Erwartungen so verzerrt, dass wir dem immer nachlaufen mussten." Künftig will man erst an die Öffentlichkeit treten, wenn es genug zu Zeigen gibt.
Immerhin eines gab er augenzwinkernd zum vierten Teil der legendären Egoshooter-Reihe preis: "Es wird Dämonen und Shotguns geben." (gpi, derStandard.at, 09.08.2012)