Bild nicht mehr verfügbar.

Brasiliens bester Schütze stürmt in der Heimat für Internacional Porto Alegre.

Foto: REUTERS/David Moir

London - Nach 24 Jahren steht Rekord-Weltmeister Brasilien wieder in einem olympischen Fußball-Finale, der Star der Mannschaft muss sich allerdings mit der Rolle des Zulieferers abfinden. Supertalent Neymar hat die Selecao zwar mit seinen Vorlagen ins Finale gegen Mexiko geführt, der Mann der Stunde ist allerdings Vollstrecker Leandro Damião, der mit sechs Turniertreffern nun den dreimaligen Weltfußballer Ronaldo überholt hat.

23 Jahre alt ist der Stürmer des SC Internacional aus Porto Alegre, und er ist der Garant dafür, dass Brasilien in London nach seiner ersten Goldmedaille greift. "Ich bin superfroh, mit meinen Toren dem Team zu helfen. Aber auch wenn die Tore für einen Angreifer wichtig sind, steht natürlich das Gold für Brasilien im Vordergrund", sagte Damião, nachdem er zum 3:0-Halbfinalsieg über Südkorea erneut zwei Treffer begesteuert hatte.

Ein wenig stiehlt Damião seinem Teamkollegen Neymar die Show. Ein Angebot von Tottenham Hotspur über 19 Millionen Euro soll bereits für ihn eingegangen sein. Neymar ist im Mutterland des Fußballs dagegen nicht besonders beliebt. Die Fans mögen den Angreifer des Pelé-Klubs FC Santos nicht, Neymar wird regelmäßig ausgebuht. "Das hat mit der Kultur und den Werten hier zu tun", sagte Nationaltrainer Mano Menezes. Neymar müsse lernen, damit umzugehen.

Der gibt zumindest in der Öffentlichkeit vor, sich mit seiner neuen Rolle abgefunden zu haben, dass es ihn nicht stört, ausgepfiffen zu werden oder im Schatten eines Kollegen zu stehen. "Ich spiele meinen normalen Fußball. Der Selecao zu helfen, bis ins Turnierfinale vorzustoßen, macht mich stolz," sagte der 20-Jährige: "Ich gebe in den Spielen immer entscheidende Vorlagen, egal ob für Santos oder in der Selecao. Meine Pässe kommen an, und ich hoffe, dass Leandro hier Torschützenkönig wird."

Dem Trainer ist egal, wer die Tore schießt. "Das Wichtigste ist, dass die Selecao nach 24 Jahren wieder einmal in einem olympischen Finale steht", sagte Menezes: "Es ist nicht so leicht, es bis hierhin zu schaffen, sonst hätten wir schon öfter im Finale gestanden. Man schaue sich nur einmal an, welche Spieler sich schon an dieser Aufgabe vergeblich versucht haben."

Die letzten brasilianischen Superstars im olympischen Finale waren 1988 in Seoul die späteren Weltmeister Romário und Bebeto. Das kongeniale Sturmduo liegt in den Torstatistiken der Sommerspiele auch noch vor Leandro Damião. Romário traf 1988 siebenmal, Bebeto bei zwei Olympischen Spielen (1988/1996) sogar achtmal.  (SID, 8.8.2012)